Über viele Jahre war es eine lieb gewonnene Tradition: Pünktlich blühte im Mai auf den Verkehrsinseln des Mohnhofs das, was der Straßenkreuzung scheinbar ihren Namen gab: Klatschmohn in allen Farben.

Doch anno 2009 ist nun alles anders. Zwar kämpfen viele bunte Blumen, gesät durch die Grünabteilung des Bezirksamts, hier wieder gegen die graue Tristesse des Verkehrs. Aber den Mohn suchen die Bergedorfer diesmal vergebens - doch halt: Knapp zehn Exemplare des zarten Langstiels erinnern tapfer an alte Zeiten. Sie haben sich selbst ausgesät und sprießen jetzt wild mitten zwischen den akkurat ausgerichteten Reihen ihrer Nachfolger.

"Wir achten beim Bepflanzen unserer Kreuzungen auf schöne Blumen, aber doch nicht auf den Namen der jeweiligen Straße", gibt Joachim Bruschke die heutige Haltung des Bezirksamtes wieder. Tatsächlich geben sogar Historiker wie Dr. Geerd Dahms dieser neuen Sicht der Dinge irgendwie Recht. Denn sie glauben, dass der Mohnhof wohl nie etwas mit der Blume zu tun hatte. Vielmehr hätte hier im 19. Jahrhundert der Hof einer Witwe Mahn gestanden, woraus der Volksmund dann wohl den "Mohnhof" machte.

Aber ist eine so winzige historische Ungereimtheit Grund genug, mit einer gewachsenen Tradition zu brechen?