Mühevoll gelang es Andreas Starke, sein Stottern zu überwinden. Nun arbeitet er als Logopäde.

Andreas Starke war 35 Jahre alt und Vater von vier Kindern, als er endlich richtig sprechen lernte. Davor war jeder Einkauf beim Bäcker, jedes Gespräch mit Arbeitskollegen, jedes spontane Wort eine Qual. Denn Andreas Starke stotterte, die Worte blieben ihm regelrecht im Hals stecken. Heute geht ihm alles leicht von den Lippen, ob bei Vorträgen vor Fachleuten oder bei der Arbeit mit Betroffenen. Der 64-Jährige aus Lohbrügge gilt bundesweit als renommierter Stotter-Therapeut. Mit flüssigem Sprechen verdient er sein Geld.

"Dabei dachte ich noch als Mittdreißiger, ich würde nie einen Job machen können, in dem ich viel reden muss", sagt Andreas Starke bedächtig. Ganz allein zwischen Akten und Büchern, so malte sich der Mathematiker und Programmierer seine berufliche Zukunft aus. Und entschied sich dagegen. "Ich mache alles", schwor er sich, dem Stottern ein Ende zu setzen: "Meine Kinder, die sollten mich schließlich auch nicht so erleben."

Zum guten Vorsatz fehlten in den 70er und 80er Jahren jedoch die Therapiemöglichkeiten. Andreas Starke landete als Versuchskaninchen an Universitäten, bei Psychologen und Ärzten. Er ließ sich Schulungsmaterial aus New York kommen, trainierte mit einem kleinen Taktgeber, der hinterm Ohr befestigt wurde. Alles umsonst. "Ist Ihr Stottern immer so stark?", fragte ein Therapeut, nachdem er eine Sprechprobe gehört hatte.

"Ich habe mir schon als Schüler eingeredet kontaktscheu und sprachunbegabt zu sein", sagt Starke heute. Er hat sich selbst das Gegenteil bewiesen: Mit einer Therapie an der Düsseldorfer Uni-Klinik, die ihn endlich vom Stottern befreite. Mit einem anschließenden Studium in den USA, wo er beruflich umsattelte auf Sprachheilkunde. Er geht einen weiten und verlustreichen Weg. Er verliert sein Einkommen, schließlich verliert er sogar seine Frau. "Wir hatten damals kein Geld mehr, nicht einmal, um Lebensmittel zu kaufen", sagt der Mann, der seine Frau zurück gewann und heute in einer Villa mit großem Garten in Lohbrügge wohnt. Nach dem Studium in den USA steigt er wieder in seinen alten Beruf als Programmierer ein.

Die Zeit des Leidens scheint lange her zu sein

Den Traum, auch andere Menschen vom Stottern zu heilen, gibt er nicht auf. Nach und nach bringt Starke Therapiegruppen zusammen. Sein Kundenstamm wächst, sein Ruf reicht nun, 20 Jahre später, bis ins Ausland.

Die Zeit des Leidens scheint lange her zu sein. Andreas Starkes Haar ist inzwischen weiß, er ist Großvater und ein Stottern kommt selten über seine Lippen. Wenn doch, sagt er: "Das war jetzt ein echtes Stottern", lächelt und führt das Gespräch entspannt fort. Vorbei die Zeit, als er sich noch jeden Satz in mühseligem Singsang erarbeitete. Vorbei die Zeit dauerhafter Konzentration auf jede Silbe.

Rascher und effektiver kann Starke den Menschen helfen, die heute bei ihm Hilfe suchen. So wie der Softwareentwickler Ingo Roderfeld. Ebenso wie Andreas Starke stotterte er von Kindesbeinen an. Auch Roderfeld wagte erst wieder als Erwachsener eine Therapie. Mit dem Unterschied, dass nicht nach Jahren, sondern bereits nach zehn Tagen mit Andreas Starke die Erfolge deutlich hörbar sind.