“Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“ so beginnen die ersten Zeilen des heutigen Geburtstagskindes, unseres Grundgesetz. 60 Jahre wird es heute alt.

Gleich die ersten Zeilen begründen den Rahmen in dem unser Land seit 1949 sich verankert weiß: In der Verantwortung vor Gott und Menschen.

Dieser Bezug ist nicht selbstverständlich. In Frankreich oder Belgien ist er in der Verfassung undenkbar. Die meisten Politiker fügen ihrem Amtseid die Einschränkung an: "So wahr mir Gott helfe" - ein Hinweis darauf, dass wir Menschen eben sehr viel, aber nicht alle Verantwortung tragen können. Als diese Sätze geschrieben wurden, war der Bezug zu einem jüdisch-christlichen Weltbild selbstverständlich.

Für viele Menschen ist das in unserem Land nicht mehr so. Ist es immer noch derselbe Gott von dem alle reden? Wohl kaum. Aber gerade an der Stelle würde es für unsere inzwischen so weltliche Welt spannend werden: Es gibt zahlreiche Bilder von Gott. Welchem gaben die Eltern des Grundgesetzes ihren Vorzug? Der Bezug auf Gott schränkt die absolute, menschliche Macht ein. Ich wünsche mir einen bewahrenden Gott, keinen, der die Rachegelüste von Menschen bedient, eher einen, der weiß wie es ist, zu scheitern. Einen Gott, der sich wie gute Eltern verhält: Der uns Freiheit und Mitverantwortung abfordert und Grenzen erkennen lässt. Ein Gott der ermöglicht, dass wir um unsere Grundlagen immer wieder ringen müssen und zuversichtlich ist, dass wir Lösungen finden - eben so eine wie das bewährte, aber nie vollkommene Grundgesetz.