Bergedorf. Steht ein junger Mensch heute ohne Schulabschluss da, sind seine Berufsaussichten meist miserabel - zumal oft nicht allein eine Lernschwäche, sondern auch soziale Probleme Grund für den vorzeitigen Schulabbruch sind. Mit einer neuen Schulform will der schwarz-grüne Senat jetzt diesen Jugendlichen eine Chance geben.

In jedem Hamburger Bezirk soll bis zum Jahr 2011 eine Produktionsschule entstehen, die auf praxisorientiertes Lernen in kleinen Gruppen mit festen Regeln setzt.

"Die Idee kommt aus Dänemark", sagt Ties Rabe, schulpolitischer Sprecher der SPD. Berufsvorbereitendes, handwerkliches Arbeiten wie Holz- und Metallverarbeitung, aber auch die Arbeit mit neuen Medien steht im Vordergrund und wird mit schulischen Bausteinen kombiniert. Durch eine familiäre Atmosphäre und die feste Einbindung in eine Gruppe sollen die Jugendlichen zudem sozial aufgefangen, aber auch erzogen werden. "Das geht in Dänemark so weit, dass die Schüler ihre Sozialhilfe in der Schule und nur bei Anwesenheit ausgezahlt bekommen", sagt Rabe.

Eine Produktionsschule gibt es bereits in Hamburg-Altona. Sie wird Vorbild für die neuen Schulen sein. Die Einrichtungen sollen im Gegensatz zu herkömmlichen Schulen von freien Trägern unterhalten werden. Für Bergedorf hat sich der Beschäftigungsträger Sprungbrett auf die Ausschreibung beworben. Vor Anfang Juni ist laut Auskunft der Schulbehörde aber nicht mit einem Ergebnis zu rechnen. Die ersten vier Einrichtungen mit je 50 Plätzen sollen aber schon im Herbst dieses Jahres entstehen. Ob Bergedorf dann bereits dabei sein wird, ist jedoch noch unklar.

Laut Rabe gibt es eine wachsende Zahl von Schülern ohne Abschluss in Hamburg. "Fast 30 Prozent gehören zur sogenannten Risikogruppe, neun Prozent haben im vergangenen Jahr keinen Abschluss gemacht." 27 Prozent der 15-Jährigen seien zudem im Lesen und Rechnen auf dem Niveau von Viertklässlern. Dennoch steht der Politiker den Produktionsschulen kritisch gegenüber: "Eigentlich sind sie gar nicht mehr zeitgemäß." Es müsse viel mehr darum gehen, daran zu arbeiten, weniger Bildungsverlierer zu haben.

Dennoch räumt er ein: "Bei allen Bemühungen wird es auch weiterhin Schüler ohne Abschluss geben." Aber es gebe bereits zahlreiche Hilfsmaßnahmen, etwa vom Arbeitsamt. "Man muss die Angebote bündeln, anstatt konkurrierende Maßnahmen zu schaffen", so Rabe.