Nettelnburg. “Wir sind verzweifelt, bei uns am Hackmackbogen schneit es.“ Gut 30 Anwohner der kleinen Straße in Nettelnburg sind reichlich genervt. Grund: Vor ihren Haustüren stehen etwa 30 Jahre alte Ulmen, und die verlieren zwischen Mai und Juni ihre Saat. Der Wind wirbelt das Zeug einfach überall hin: “Wir können nicht auf der Terrasse essen, weil alles auf die Teller fliegt.

Und an Wäsche aufhängen ist nicht zu denken, weil die Stoffe einfärben", ärgern sich die Nettelnburger.

Aber nicht nur das, die - meist über 60-jährigen - Anwohner haben viel Arbeit mit der Ulmensaat: Dachrinnen und Abflüsse sind ständig verstopft, ebenso die Klimaanlagen der Autos. "Den Niedergang vor meinem Keller muss ich täglich reinigen", sagt Georg Schwerdtfeger. "Wir haben schon acht Säcke à 100 Liter zum Recyclinghof bringen müssen", sagt Anneliese Windberg.

"Ich musste meinen Vorgarten mit teuren Steinen pflastern, weil die Ulmensaat den Rollrasen erstickt hat", erzählt Johannes Swobodzenski. Auch die Wurzeln der Bäume bereiten Sorgen: "Sie haben meine Mauer im Vorgarten aufplatzen lassen", berichtet Maria Ganske. "Wir würden die beiden Bäume vor unserer Haustür sogar selbst entsorgen lassen und stattdessen Kugel-Ahorn oder Rotdorn pflanzen", sagt Christa Möller.

Ria Schulz argumentiert mit den Kosten: "Die Stadt muss wegen der Wurzeln jährlich die sich wölbenden Fußwege neu aufpflastern und gibt dabei viel Geld aus." Aber auch die Anwohner geben Geld aus, so Schulz: "Wir mussten einen großen Sauger kaufen und saugen damit jetzt unseren Vorgarten." Nicht zuletzt bleiben die Ulmensaaten in Kantsteinhöhe liegen: "Nach Regen werden sie klebrig, das ist eine Frage der Sicherheit für Radler und Fußgänger", meint Jürgen Knaack.

All diese Argumente scheinen aber im Bergedorfer Bezirksamt auf wenig Gegenliebe zu stoßen, wie ein Schriftwechsel seit Juni 2008 zeigt: Da die "schmalkronigen Stadtulmen" keinerlei Schäden zeigten, liege keine Gefährdung der Verkehrssicherheit vor, also bestehe kein Handlungsbedarf. Etwa 25 000 Straßenbäume sorgten dafür, dass Bergedorf ein grüner Bezirk sei. Und was die Verwurzelung der Siele betrifft, heißt es: "Nach allen uns bekannten Erfahrungen dringen Baumwurzeln nur in defekte Rohre ein, das heißt, wenn aus den Sielleitungen Wasser austritt, sucht sich die Baumwurzel dieses Wasser."

Auf Anfrage betont Rathaus-Sprecher Dr. Andreas Aholt, dass die gesunden Ulmen besonders schützenswert seien, denn: "Der Ulmensplintkäfer hat in den letzten 20 Jahren zu einer Reduzierung des Ulmenbestandes um 90 Prozent geführt."