Lohbrügge (stri). Die Gäste des Lohbrügger Forschungszentrums für Life Science haben eine neunstündige Flugreise hinter sich. Sie kommen von der karibischen Insel St. Lucia, die zu den Kleinen Antillen gehört. In der Hauptstadt Castries arbeitet Antony Bonaparte als Dekan für die Landwirtschaft am Sir Arthur Lewis College, benannt nach dem Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften.

Zusammen mit den Projektmanagerinnen Carleen Jules und Donalyn Vittet besucht er Hamburg, um mehr über die Vertriebsstrukturen und das Marketing von landwirtschaftlichen Produkten zu erfahren.

Denn: Der Anbau kleiner, süßer Bananen als Monokultur macht auf St. Lucia 40 Prozent der Landwirtschaft aus. Die Früchte werden nach England exportiert. Die Queen gilt noch heute als Staatsoberhaupt. Doch die karibische Insel ist seit 1979 unabhängig, knapp 167 000 Einwohner wählten einen Präsidenten.

"Wir müssen die Landwirtschaft diversifizieren, dürfen nicht nur Bananen, Kakao und Kokos exportieren", sagt Dekan Bonaparte: "Jetzt haben wir schon mit Fischzucht angefangen. Dazu kommt noch Gemüse, etwa die kartoffelähnlichen Knollenfrüchte Dasheen und Tannia."

Neustartern wird geholfen: Seit Anfang des Jahres vergibt auf St. Lucia eine Entwicklungsbank Kredite an Kleinstbauern.

Außerdem werde um mehr Touristen geworben, bislang seien vorwiegend Amerikaner und Engländer auf St. Lucia. "Und die bekommen Butter aus Neuseeland und Äpfel aus Chile, weil die heimischen Produkte den Qualitätsansprüchen nicht entsprechen", ergänzt Franziska Mannke, die an ihrer Doktorarbeit über die Verbindung zwischen Landwirtschaft und Tourismus arbeitet.

"Wir bieten unseren Gästen Know-how und Schulungen an. Es geht um den Zugang zu Finanzen und Marketing", sagt Prof. Dr. Walter Leal, der für das dreijährige Projekt EU-Mittel in Höhe von 1,1 Millionen Euro einwerben konnte.

Besuch bei der Landwirtschaftskammer und der Firma Dole

In dieser Woche besucht er mit der karibischen Delegation die niedersächsische Landwirtschaftskammer in Hannover, die Produktion der Firma Dole, einen ökologischen Bauernhof mit Hofladen und einen Obstanbaubetrieb.

Nicht zuletzt können auch die Deutschen etwas von den Insulanern lernen: "Wir sind sehr gelassen, genießen das Leben und lieben unsere bergige Landschaft in tropischer Natur", sagt Carleen Jules.