Bergedorf. Das Gewölbe des Bergedorfer Schlosses ist dem Himmel ganz nah. Von heute an gewährt hier die Ausstellung “Wo sind wir?“ Einblicke in die Welt der ersten professionellen Hamburger Astronomen.

Der Untertitel "Wie Hamburg zu einer Sternwarte kam" erklärt die Ambition des Projekts. "Wir wollen zeigen, dass die Hamburger Sternwarte keineswegs schon immer auf dem Gojenberg stand, sondern eine lange Vorgeschichte am Millerntor und auf den Wallanlagen hat", sagt Kurator Stefan Petzhold.

Von heute an bis April kommenden Jahres erzählen Schaukästen, Karten, ein Sternenglobus und viele selten Exponate von den Anfängen der Sternwarte in Hamburg, von ihren maßgeblichen Erbauern und Erfindern. "Wir wollen damit auch viele Hamburger nach Bergedorf locken", sagt Petzhold.

Keine rein wissenschaftliche, sondern ein allumfassende Ausstellung wollte der Kurator schaffen. So lädt er die Besucher zu Petit Four und Tee an den Tisch eines bürgerlichen Salons. Hier tauschten sich reiche Bürger einst über ihre Faszination an der Astronomie aus. Manche trugen Sonnenuhren als Taschenuhr im Frack. Andere begeisterten sich für astronomische Modelle.

In Umfeld dieser gebildeten Bürger bewegte sich auch Sternwartengründer Johann Georg Repsold. Seine Studierstube wurde im Gewölbe des Schlosses nachempfunden. Hier stehen Arbeitspult und astronomisches Kleingerät, hinter Glas liegt das Original-Notizbuch Repsolds. Beim Blick durch Guckkästen können die Besucher Briefe lesen, die der Forscher von bedeutenden Wissenschaftlern seiner Zeit wie zum Beispiel Carl Friedrich Gauß erhalten hat. Sogar eine Expeditionskiste mit Messgeräten, die astronomische Wissenschaftler einst auf dem Rücken zum Beispiel durch Afrika trugen, steht in den dunklen Schlossgewölben.

"Wir konnten leider kein astronomisches Gerät, das Repsold geschaffen hat, komplett und originalgetreu hier aufstellen - das wäre viel zu groß für die Räume gewesen", sagt Petzhold, der stattdessen Teile des Uhrwerks, das mit Hilfe der Sternwarte die korrekte Zeit am Hamburger Hafen anzeigte, aufgetrieben hat.

Im bläulichen Licht können die Besucher den Kosmos der Ausstellung Schritt für Schritt entdecken. "Wir haben das Gewölbe für die Ausstellung komplett saniert, und bisher verschlossene Räume zugänglich gemacht", sagt Petzhold. Auch ein Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg ist nun zugänglich und original erhalten geblieben. "Wir wollen in der Geschichte des Gebäudes ja nichts vertuschen", sagt der Schlossherr.

Die Ausstellung ist bis April 2010 täglich außer montags und freitags geöffnet (April bis Oktober von 10 bis 18 Uhr, Oktober bis März von 10 bis 17 Uhr), Eintritt: 3 Euro.

"Wir haben das Gewölbe komplett saniert."

Stefan Petzhold