Boberg. Matratzen, Küchenschränke, Gehwegplatten: All das findet man normalerweise in einem Möbelgeschäft oder im Baumarkt, aber bestimmt nicht in einem Naturschutzgebiet - es sei denn, die Sachen sollen entsorgt werden.

"Wir haben schon Sperrmüll aller Art direkt neben dem Parkplatz am Boberger Furtweg gefunden", sagt Axel Jahn, Leiter des Naturschutz-Infohauses und Mitarbeiter der Loki Schmidt Stiftung, die das Haus betreibt. "Erst über Ostern sind wieder zwei Matratzen über den Parkplatzzaun geworfen worden, aktuell liegt noch Bauschutt herum." Am häufigsten werden aber Gartenabfälle und Hausmüll entsorgt.

Für die sensible Flora und Fauna im Naturschutzgebiet stellen die Abfälle eine enorme Belastung dar. "Eigentlich haben wir in der Niederung nährstoffarme Böden, durch die Abfälle kommen zahlreiche Nährstoffe wie etwa Stickstoff in den Grund", erläutert Jahn. Das befördere das Wachstum von "Allerweltspflanzen", wie zum Beispiel Brennnesseln. "Ein großes Problem sind auch Gartenflüchtlinge." So nennt der Biologe Pflanzen, die durch Samen oder Wurzelstöckchen im Gartenabfall in das Gebiet gelangen und sich einsäen. Das seien meist nichtheimische Pflanzen, wie etwa der Japanische Staudenknöterich, die wild wuchern und heimische Pflanzen verdrängen, die auf nährstoffarme Böden angewiesen sind. "Der Winterschachtelhalm und einige Orchideenarten sind unter anderem davon betroffen", so der 46-Jährige. An einigen Stellen sind die Pflanzen vom Parkplatzrand bereits weit in das Naturschutzgebiet vorgedrungen.

Und nicht nur heimische Pflanzen gehen aufgrund der penetranten Einwanderer in die Knie. "Es gibt viele Insektenarten, die auf diese Pflanzen angewiesen sind. Man kann sagen, dass von einem heimischen Kraut 20 bis 30 Insektenarten profitieren, von einer neuen Pflanze eine bis zehn."

Immer wieder gehen die Mitarbeiter des Hauses und der Bezirk gegen die neuen Pflanzen vor und sammeln Müll - eine echte Sisyphos-Arbeit, zumal nicht nur die Fläche neben dem Parkplatz betroffen ist. Rund um das Naturschutzgebiet würden immer wieder Anwohner Gartenabfälle über die Grundstücksgrenze werfen. "Das ist eine Haltung, die ich einfach nicht verstehen kann. Wir haben hier keinen Kompost, sondern ein geschütztes Gebiet", sagt Jahn kopfschüttelnd.

* Wer mehr über die Boberger Niederung erfahren möchte, wird im Naturschutz-Infohaus fündig. Aktuell gibt es hier zudem die Insektenausstellung "Kleine Tiere ganz groß", die aufgrund des großen Interesses bis zum 30. Juni verlängert worden ist. Sehenswert außerdem: Mit einer Infrarotkamera werden Meisen im Nest beim Aufwachsen beobachtet. Das Haus (Boberger Furt 50) hat mittwochs bis freitags von 9 bis 13, sonnabends von 12 bis 17 und an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr auf.