Bergedorf (gb). Wenig Zuhörer, aber stehende Ovationen zum Schluss: Wenn das Kammerorchester “Hamburg Strings“ spielt, ist die Freude an der Musik vorprogrammiert.

Dies hat das von Anna Preyss-Bator - vom Pult aus - geleitete Ensemble am Sonnabend beim "Frühlingskonzert" im Haus im Park (HiP) bewiesen. Dem Motto getreu boten "Hamburg Strings" ein Programm, dessen Vielfalt ebenso überzeugte, wie die virtuose Wiedergabe.

Mit Händels Concerto grosso Op. 6, Nr.3 eröffnete das 14-köpfige Ensemble den Abend - als Beitrag zum 250. Todesjahr des Barockmeisters. Sentimental, zurückhaltend und ausgesprochen homogen wurden von "Hamburg Strings" zwei elegische Stücke Op.34 von Edward Grieg gespielt, "Letzter Frühling" und "Herzwunden". Dann die Überraschung: das Allegro aus dem Violinkonzert "Saltatio vitae et mortis" von Ewelina Nowicka, dessen Solopart die 26-jährige Komponistin selbst gespielt hat. Prickelnd, voller Witz und rhythmischer Strukturen, mit leicht dissonanten Klängen angereichert, erklang das moderne Werk. "Der Tod muss nicht immer grausam und traurig sein. Vielmehr wollte ich das Groteske am Sterben klanglich zum Ausdruck bringen", sagt die Komponistin und Geigerin. "Nicht übel. Spritzig und witzig", kommentierte in der Konzertpause ein Zuhörer.

Kontrastreich in puncto Stimmung ging es nach der Pause weiter: Anna Preyss-Bator (Violine) und Anatol Maslay (Bratsche), einfühlsam von den Streichern begleitet, regten mit drei Sätzen aus der Suite für Violine, Viola und Orchester Op. 19 des schwedischen Komponisten Kurt Atterberg direkt zum Träumen an. Wie das Frühlingserwachen wirkte danach eine mitreißende Folge von Kompositionen des argentinischen Tango-Meisters Astor Piazzolla. Den fulminanten Mix aus kühner Harmonik und immer wieder feurigen Tangorhythmen wussten die "Hamburg Strings" auszukosten. Den Original-Sound à la Piazzolla betonte der Bajanspieler Daniel Kabulski, der auf seinem Knopfakkordeon geradezu genial den Bandoneon-Klang markierte. Ob "Tres minutos con la realidad" oder "Oblivion", stimmungsvolle Tanzmusik füllte das Haus im Park. Fulminant der Ausklang mit Piazzollas "Vier Jahreszeiten". Die rund 60 Zuhörer dankten mit stehenden Ovationen, die "Hamburg Strings" mit Piazzollas "Libertango" als Zugabe.