Lohbrügge/Allermöhe (pcs). Physiker können mehr als Gleichungen aufstellen, Formeln berechnen und eine Kugel auf ihrem Weg von A nach B beschreiben.

Physiker wissen auch, wie und warum ein Kühlschrank funktioniert. Noch besser: Sie können Kühlungen erfinden, ohne die Industrieanlagen und Tunnelsysteme hoffnungslos verloren wären.

Wie wichtig Physik in der Praxis ist, sollen die Schüler des Gymnasiums Lohbrügge ab dem kommenden Schuljahr in ihrem neuen Oberstufenprofil "Natur und Technik" lernen. Ihre Lehrer bereiten den Unterricht deshalb nicht nur am Schreibtisch, sondern direkt beim Kühlgeräte-Hersteller Pfannenberg in Allermöhe vor. Hier soll der Oberstufenkurs des GyLoh gemeinsam mit den Ingenieuren ein Produkt entwickeln. Die Aufgabe: Das neue Kühlgerät soll 30 Prozent weniger Energie verbrauchen als die bisherigen Kühlanlagen.

"Das ist eine typische Aufgabe aus der Praxis", sagt Nils Helm, technischer Leiter bei "Pfannenberg". Er führt den vier Lehrern stolz das Klimalabor und die Protoypen-Werkstatt des Unternehmens vor. Hier arbeiten die Ingenieure und Techniker an Geräten, die so wenig Energie wie möglich verbrauchen sollen. Im Labor testen sie ihre Erfindungen unter Extrembedingungen - immerhin kommen ihre Anlagen später zum Beispiel in dem noch im Bau befindlichen Eisenbahntunnel durch den Schweizer Gotthard zum Einsatz.

Für die Lehrer ist "Pfannenberg" der perfekte Ort zur Unterrichtsvorbereitung. Hier können sie Mess-Diagramme einsehen und in der Werkstatt sogar zum Lötkolben greifen. "Das ist real, ganz im Gegensatz zum bisherigen Unterricht", sagt die Physik- und Deutschlehrerin Vera Borchert begeistert. Auch ihre Schüler werden die Firma besuchen und sich dabei ein bisschen wie Ingenieure fühlen. Das ist ganz im Sinne von Nils Halms und Peter Starps, dem Entwicklungsleiter bei Pfannenberg: "Wir wollen die Schüler für Technik interessieren. Schließlich mangelt es in diesen Berufen an Nachwuchs."