Bergedorf. Zu verdanken hat die Hasse-Gesellschaft die 100 000-Euro-Stiftung eigentlich Imme Tempke. Die vor zwei Jahren verstorbene Bergedorferin war eine derart unermüdliche Werberin um Spenden für die Forschung am Werk des Komponisten Johann Adolf Hasse, dass sie Mitte der 90er-Jahre auch im Schottland-Urlaub vom Wirken “ihrer“ Gesellschaft schwärmte.

"Sie tat das so mitreißend, dass man einfach nicht widerstehen konnte", erinnert sich Lindhard Teuscher heute. Der Bauingenieur aus Sasel war damals mit seiner Frau Adelheid (* 2005) in Imme Tempkes Fänge geraten. "Wir wurden gute Freunde und kamen fortan zu allen Hasse-Konzertabenden nach Bergedorf. Vorher gab es stets Kaffee und Kuchen bei Imme Tempke zu Hause", erinnert sich Teuscher, der sich sicher ist: "Mit meiner Stiftung führe ich diese Freundschaft jetzt auch im Sinne meiner Frau in eine neue Zukunft."

Die 100 000 Euro sind ein gewichtiger Teil des Ersparten des kinderlosen Ehepaares. "Wir haben immer sparsam gelebt. Der einzige Luxus waren Konzertbesuche - und manche Reise. Da sammelte sich über die Jahre einiges auf dem Konto an", sagt der Stifter, der weiß, dass die Hasse-Gesellschaft noch viel zu tun hat: "Es liegt so viel von Hasse in den Archiven von Dresden und Mailand. Diese handschriftlichen Noten müssen aufbereitet werden."

Für die Hasse-Gesellschaft ist es die erste Stiftung, die sie auf regelmäßige wenn auch kleine Zuschüsse hoffen lässt. Denn die Ausschüttungen werden kaum mehr als 4000 Euro pro Jahr betragen. "Doch es ist ein gutes Gefühl, erstmals eine gezielt auf die Hasse-Forschung ausgerichtete Stiftung zu haben", sagt Prof. Dr. Wolfgang Hochstein (59), Dekan der Hamburger Hochschule für Musik und Theater sowie Vorsitzender der Bergedorfer Hasse-Gesellschaft. Er würde ihr Geld gerne als Anschub für weitere Bände der bisher vier Hasse-Werkausgaben nutzen. "Der Komponist war unglaublich produktiv. Er hat allein 60 Opern und zehn Oratorien geschrieben. Das reicht für mehr als 50 weitere Werkausgaben", sagt Hochstein.

"Zusätzlich fördern wir aber auch die Konzerte mit Hasse-Werken. Vor allem, wenn sie von jungen Musikern gespielt werden", ergänzt Lindhard Teuscher, der für den Vorsitz seiner Stiftung keinen geringeren als Musikhochschulpräsident Prof. Elmar Lampson gewinnen konnte.

Die Hochschule bedankt sich beim Stifter mit einem Konzertabend. Für Donnerstag, 30. April, lädt sie zum Hasse-Abend in ihr Forum am Harvestehuder Weg 12 ein. Beginn ist um 20 Uhr. Karten (Preis: 10 Euro) gibt es an allen Theaterkassen.

"Es liegt so viel von Hasse in den Archiven von Dresden und Mailand. Diese handschriftlichen Noten müssen aufbereitet werden." Stifter Lindhard Teuscher