Bergedorf. Zumindest was die Briefwähler anbelangt, ist von Wahlmüdigkeit bislang keine Spur: Etwa 1500 Bergedorfer haben bereits die notwendigen Unterlagen angefordert oder im Rathaus, Wentorfer Straße 38, gleich ihre Stimme zur Europawahl am 7. Juni abgegeben.

Für das Team um Bergedorfs neuen Vize-Wahlleiter Peter Moller und Joachim Kühn ist der Termin gleich in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung. 20 Jahre lang hatte der jüngst in Pension gegangene Rathaussprecher Otto Steigleder alle Wahlen und Abstimmungen im Bezirk organisiert. Damit nicht genug, hat der aktuelle Stimmzettel mit 31 Parteien und Vereinigungen eine rekordverdächtige Länge (94 Zentimeter), bietet zudem Raum für viel Verwirrung.

So treten mit der Rentner-Partei-Deutschland, der Rentnerinnen und Rentner Partei und den Grauen gleich drei Parteien an, die auf den älteren Teil der Bevölkerung zielen. Hinzu kommt "50Plus, das Generationen-Bündnis". Aufs linke Wählerspektrum zielen "Die Linke", DKP und die "PSG - Sektion der Vierten Internationale," um Stimmen von rechtsaußen wetteifern Republikaner und DVU. Menschen, die sich um ihre Umwelt und den Erhalt der Schöpfung sorgen, wollen die Grünen, die Ökologisch-Demokratische-Partei und die "Tierschutzpartei _ Mensch Umwelt Tierschutz" ansprechen. Christlich orientierte Wähler können unter drei Parteien mit großem C wählen, CDU, CM (Christliche Mitte) und PBC, Partei Bibeltreuer Christen.

Neben Anhängern von Sozial- oder Freidemokraten finden auch Menschen, die "für eine spirituelle Politik" stimmen möchten (Die Violetten), für eine Feministische oder eine Familien-Partei einen Platz für das eine zulässige Kreuzchen. Bayern- und Piratenpartei, Europa Partei Esperanto und FBI sind weitere Möglichkeiten, wobei letztere nicht für die US-Bundespolizei sondern für "Freie Bürger-Initiative" steht.

Am 7. Juni können Bergedorfer in den 93 Wahllokalen abstimmen, die sie auch zu Bürgerschafts- oder Bundestagswahlen aufsuchen, gut 600 ehrenamtlichen Wahlvorstände und -Helfer sowie etwa 30 Mitarbeiter im Bezirksamt werden sich um einen problemlosen Ablauf bemühen. Wahlberechtigt sind neben allen Deutschen ab 18 Jahren auch die cirka 60 000 in Hamburg lebenden EU-Bürger. "Wer bei uns bisher nicht gewählt hat, muss bis spätestens 17. Mai einen entsprechenden Antrag im Bürgerzentrum stellen", sagt Joachim Kühn. Die anderen sollten, wie ihre deutschen Nachbarn, eine Wahlbenachrichtigungskarte erhalten haben, bereits im Wählerverzeichnis stehen, erläutert Peter Moller. Mit Schrecken denken die Organisatoren an die Europawahl 2004: Ein Computer-Fehler hatte dafür gesorgt, dass von einer Sekunde auf die nächste alle EU-Bürger aus dem Verzeichnis verschwunden waren.