Bergedorf. Er ist erst 26 Jahre alt und schon ein Vorbild für pubertierende Jugendliche, die nach Orientierung suchen. Jan Stubben möchte antreiben, motivieren.

Seit 2002 arbeitet unser Bürgerpreiskandidat ehrenamtlich in "Unser Haus e.V.", dem selbst verwalteten Jugendzentrum an der Wentorfer Straße 26. Seine Einsatzgebiete sind vielfältig: Er kocht, repariert, putzt, kümmert sich um Förderanträge, das Computernetzwerk und betreut Hobbygruppen. Die Stunden, die er im Jugendzentrum pro Woche verbringt, zählt er nicht mehr: "Da kommen aber locker mehr als 30 zusammen." Deshalb ist er für den mit 4000 Euro dotierten Bürgerpreis nominiert, der von der Bergedorfer Zeitung und der Volksbank Stormarn vergeben wird.

Eigentlich studiert Stubben Sozialökonomie an der Hamburger Uni. Derzeit legt er aber gerade ein Urlaubssemester ein. Denn sein Engagement hat sich fast zu einem Fulltime-Job entwickelt: Stubben - unser letzter Bürgerpreis-Kandidat - betreut im hauseigenen "Café Flop" die "Vokü" (Volksküche), die jeden Donnerstag von 14 bis 22 Uhr ein günstiges, warmes Essen (2 Euro) für Jugendliche und andere Gäste bietet. Zudem gibt's jeden ersten Sonntag im Monat ab 11 Uhr ein Frühstücksbuffet, zu dem viele Familien mit kleineren Kindern kommen, darunter auch ehemalige Aktive des Jugendzentrums. Stubben, der selbst Veganer ist, also komplett auf tierische Produkte verzichtet, verwendet ausschließlich biologische Erzeugnisse beim Kochen.

Das "Café Flop" ist bis auf dienstags täglich geöffnet - "für uns ein wichtiges Standbein zur Finanzierung hausinterner Investitionen", erklärt Jan Stubben. Derzeit treffen sich in "Unser Haus" 15 Gruppen mit 50 regelmäßig Aktiven, die einmal monatlich "Hausrat" abhalten - ein Forum für Selbstkritik, Ideen und Projektentwicklung.

Die Besucher sind zwischen 14 und 30 Jahren alt. Damit das Miteinander funktioniert, gibt es so eine Art moralisches Programm: größtmögliche Freiheit und Freiwilligkeit aller Gäste, keine Hierarchien sowie Selbstständigkeit und soziales Handeln durch aktive Mitarbeit für die Gemeinschaft. Jan Stubben: "Zu unseren Grundregeln gehört auch größtmögliche Toleranz außer gegenüber Gewalt, Sexismus und Rechtsradikalen." Gut besucht ist die Antifa-Gruppe, die mit dem Bergedorfer Bündnis gegen Rechts zusammenarbeitet und Demos organisiert. "Auch wenn soziales Verantwortungsbewusstsein und Rücksichtnahme ganz wesentlich für das Gelingen hier sind, bleibt ,Unser Haus' ein Freiraum, wo jeder seine Hobbys ausleben kann", so Stubben.

Auch der engagierte Student betreut Hobbygruppen, zum Beispiel eine "Table Top"-Brettspielgruppe oder Fantasy-Rollenspieler. Mussten die Initiatoren in den vergangenen Jahren kämpfen, den Treff bei zurückgefahrener Förderung am Leben zu halten - hat sich die Lage des autonomen Zentrums aktuell wieder etwas entspannt. Stubben: "Wir haben laufend Spendenanträge bei Stiftungen gestellt, dringende Reparaturen selbst gemacht, die Aktionen im 'Café Flop' verstärkt. Das hat uns gerettet." Ohne Jan Stubben kommt auch die Computergruppe nicht aus, die sich bemüht, Hard- und Software auf einem aktuellen Stand zu halten. Stolz ist Stubben auch aufs Tischkicker-Team: "Die spielen in der ersten Hamburg-Liga."

Die Klientel des Jugendzentrums hat sich über die Jahre indes verändert - während früher eher Gymnasiasten zum Theoretisieren und Politisieren das Zentrum aufsuchten, sind es jetzt zum Großteil Real- und Hauptschüler, die selbst den Besen in die Hand nehmen und anderweitig mit anpacken, die zwar zuerst oft frustriert über ihre Situation seien, aber in "Unser Haus" Teamgeist und Zusammenhalt lernen würden. "Wir üben hier, unser Leben selbst in den Griff zu bekommen, Realität bewusst zu gestalten, nicht zu resignieren. Wir möchten Perspektiven vermitteln - ein bisschen wie in einer Großfamilie", erklärt Jan Stubben "sein Haus".

Pläne hat der junge Bürgerpreis-Kandidat noch viele. So möchte er zum Beispiel eine Mediothek im Haus einrichten. Erst mal steht aber die Installation der neuen Pergola im Außenbereich an. "Wir freuen uns riesig, wenn wir Unterstützung, wie Baumaterial oder Geldspenden bekommen", sagt Stubben.