Bergedorf (he). Es gibt Postmitarbeiter, die müssen ihr Gehalt manchmal hart verdienen: Anja Renziehausen, “regionale Politik-Beauftragte der Post“, war vom gelben Riesen in Bergedorfs Hauptausschuss entsandt worden, um Schließungspläne für die Filiale im Einkaufszentrum Bergedorf-West zu erläutern.

Es handele sich gar nicht um eine Schließung, "das ist eine Umwandlung, zeitgleich eröffnet die Partnerfiliale am Edith-Stein-Platz in Neuallermöhe", versuchte sie die Deutungshoheit zu erringen. Dass dafür "der Standort Friedrich-Frank-Bogen aufgegeben wird", wie Renziehausen eingestand, werteten Bergedorfs Politiker anders.

Ihre Behauptung, der neue Poststandort sei vom alten nur "zirka 100 Meter entfernt" und aufgrund längerer Öffnungszeiten im Edeka-Markt für die meisten Kunden sogar ein Vorteil, verfing auch nicht. "Das ist mit Sicherheit mehr als doppelt so weit, Treppen rauf und runter, das ist besonders für die vielen alten Menschen eine Zumutung", widersprach Fritz Manke (SPD). Er wie auch Jürgen von Witte (CDU) forderten mehrfach Auskunft, warum sich die Post für Edeka in Neuallermöhe statt für ein örtliches Schreibwarengeschäft samt Paketannahme nur 20 Meter entfernt vom alten Standort entschieden hat. Schlagworte wie Leistungsfähigkeit oder Zuverlässigkeit der Partner konnten die Politiker ebenso wenig überzeugen wie die Behauptung, der Edeka-Konkurrent "war nicht der geeignetste Partner".

"Solche Antworten kann ich mir an fünf Fingern abzählen, warum beantworten Sie die konkreten Fragen nicht?", machte von Witte seinem Unmut Luft. Auf den Vorwurf, die Post schließe einen Magneten, schädige damit das EKZ Bergedorf-West, und lasse zudem die Belange der überdurchschnittlich vielen Senioren im Stadtteil außer Acht, schwieg Renziehausen. Sie verwies lieber darauf, dass für die Post Stadtteilgrenzen keine Rolle spielen.

Gänzlich auf dem falschen Fuß erwischte SPD-Fraktionschef Werner Omniczynski die Politikbeauftragte der Post. Auf die Frage nach der Transparenz des Auswahlverfahrens für die Partnerfilialen bestätigte Renziehausen, dass dies ein rein interner Prozess sei, "wir wählen intern die uns am besten erscheinende, für uns günstigste Lösung aus". Dass bei derartigen Entscheidungen neben den Stadtteilgrenzen auch Kundenströme keinerlei Rolle spielen, verwunderte die Politiker. "Jeder größere Einzelhändler, jedes Bekleidungsgeschäft erfasst bestimmt einmal im Jahr über die Postleitzahlen der Kunden woher die stammen, nur die Post hält dies für nicht notwendig?", wunderte sich Omniczynski.

Dass Renziehausen diesen Umstand als "natürlich" wertete, mochte Manke sich nicht anhören. "Sie sollten in die Unterschriftenliste gegen die Schließung schauen", empfahl er. "An den Postleitzahlen der Unterzeichner können sie dann zumindest in diesem Fall erfahren, woher ihre Kunden wirklich kommen."