Bergedorf (he). Andre Geim heißt der Träger des Körberpreises für die Europäische Wissenschaft 2009. Der niederländisch-russische Physiker nimmt die mit 750 000 Euro dotierte Auszeichnung am Freitag im Festsaal des Hamburger Rathauses entgegen.

Im 25. Jahr erhält die Auszeichnung ein Forscher, dessen Erkenntnisse auf enormes Echo stoßen. Geim ist es gelungen, die weltweit ersten, zweidimensionalen Kristalle herzustellen. Zu Deutsch: Diese Strukturen aus dicht gepackten Kohlenstoff-Atomen sind nicht dicker als ein einzelnes Atom.

In ersten Bewertungen überschlug sich die Fachwelt. Tatsächlich ist die Reichweite der Forschungsergebnisse bislang kaum zu erahnen. Unverkennbar ist: Computerkonzerne und Chip-Hersteller geraten in ihrem Streben, Mikroprozessoren immer weiter zu verkleinern, an natürliche Grenzen des Grundstoff Silizium. Spätestens 2020 sind dessen Möglichkeiten ausgereizt. Prozessoren und Speicherchips auf Basis der von Geim erforschten Graphene könnten zum Quantensprung geraten.

Auch für andere Einsatzzwecke, etwa Materialbeschichtung, bieten Graphene neue Möglichkeiten. Zum Vergleich: Ein Stahldraht könnte nur auf eine Höhe von 28 Kilometer abgewickelt werden, bevor sein Eigengewicht ihn reißen lassen würde, erläutert Prof. Karl Schulte, Leiter des Instituts für Kunststoff und Verbundwerkstoffe an der TU Harburg. "Ein Draht aus Graphen dagegen würde erst in einer Höhe von weit mehr als 1000 Kilometer reißen."

Andre Geim hat an der Uni Moskau Physik studiert, 1987 promovierte er am Institut für Festkörperphysik im russischen Tschernogolowka. Sein weiterer Weg führte den Forscher über England und Dänemark an die renommierte Universität Nijmegen. Seit 2001 lehrt und forscht Geim als Physikprofessor an der Universität von Manchester.