Bergedorf (stri/AP/dpa). Die Billigkaufhauskette Woolworth Deutschland hat Insolvenz angemeldet. Über die Folgen für das Bergedorfer Woolworth-Haus am Weidenbaumsweg herrscht Ungewissheit. Es zählte über Jahre zu den umsatzstärksten Häusern nördlich der Main-Linie.

Geschäftsführer Andreas Wimbert gab sich gestern wortkarg. Die Überraschung sei noch zu groß. Zum Glück aber habe er von der Insolvenz nicht aus den Medien erfahren, sondern sei persönlich informiert worden.

Das 1926 in den USA gegründete Unternehmen gehört seit 2007 der britischen Investment- und Beratungsgesellschaft Argyll Partners. Woolworth Deutschland betreibt im Land 311, weitere zwölf Filialen in Österreich und beschäftigt rund 11 000 Mitarbeiter.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Ottmar Hermann ernannt, so teilte es gestern das Frankfurter Amtsgericht mit. Hermann wickelte unter anderem schon die Pleite des Baukonzerns Philipp Holzmann ab. Er ist auch als vorläufiger Insolvenzverwalter des Fahrzeugbauers Karmann (Osnabrück) eingesetzt. "Wir möchten in dieser außerordentlich schwierigen Situation alles versuchen, Arbeitsplätze zu sichern und möglichst viele Standorte zu erhalten", betonte Hermann gestern. Der Betrieb laufe zunächst uneingeschränkt weiter. Als Gründe für die drohende Zahlungsunfähigkeit der DWW Woolworth Deutschland GmbH & Co. KG führt er das schleppende Weihnachtsgeschäft an, zunehmende Konkurrenz und starken Umsatzrückgang bei allen Discount-Warenhäusern.

Der neue Chef der Billigkaufhauskette, Stefan Rohrer, hatte Anfang April nach nur vier Wochen im Amt aufgegeben.

Das "Manager Magazin" hatte am Wochenende berichtet, Woolworth Deutschland gehe das Geld aus. Trotz umfangreicher Kostensenkungen sei keine ausreichende Liquidität mehr vorhanden.

Auch die Bergedorfer Filiale hat bereits bessere Zeiten gesehen. Der Fußbodenbelag ist schäbig, viele Blechregale haben Dellen. Und ein Blick nach oben zeigt, dass von der Zwischendecke die Farbe bröckelt.

Im vergangenen November hatte bereits das britische Traditionskaufhaus Woolworth Insolvenz angemeldet. Zuvor war der Notverkauf der Handelsgruppe und ihres Musik- und Video-Großhandels "Entertain UK" gescheitert. Da kein Käufer für das fast 100 Jahre alte Unternehmen gefunden werden konnte, schlossen bis Januar 2009 alle 807 Filialen. 27 000 Mitarbeiter, Voll- und Teilzeitkräfte, verloren dabei ihre Jobs.