Bergedorf. Jahrzehnte gehört er der Spitze des DGB in Bergedorf an, bereits zwölf Jahre führt er ehrenamtlich das “Ortskartell“ des Gewerkschaftsbundes.

Bekannt ist Dieter Born (63) auch als wortgewaltiger Redner auf Bergedorfs 1. Mai-Veranstaltung. Tatsächlich wirkt der Schriftsetzer und ehemalige Betriebsratsvorsitzende im Verborgenen an vielen Projekten mit, war für einige Ideengeber. Leser haben ihn für den von Volksbank Stormarn und Bergedorfer Zeitung ausgelobten Bürgerpreis vorgeschlagen.

Bergedorfs Lehrstellenatlas ist jüngst zum neunten Mal erschienen. Die gut 100-seitige Infobroschüre für Lehrstellensuchende ist längst Vorbild für andere geworden. Sie wird von Bergedorfs Ausbildungsplatzinitiative herausgebracht. Am Beginn stand die Überzeugung der Gewerkschafter, Born, Lutz Ulrich und Ernst Heilmann, dass es Schulabgängern an Infos mangelt. Mit Unterstützung durch den damaligen Arbeitsamtschef Hans-Hermann Kalisch und Bergedorfs Handwerkerschaft machten sich 1999 alle ans Werk.

"Die erste Ausgabe hat die ,bz' zum Nulltarif gedruckt. Die Druckerei gibt es nicht mehr, wir haben dann eine Beschäftigungsgesellschaft für Arbeitslose beauftragt", erinnert sich Born. Das Projekt genießt heute größte Wertschätzung, wird mit Steuermitteln unterstützt, über Anzeigen finanziert. Die DGB-Vorstandsmitglieder Heilmann und Birgit Richter-Hoops sind weiter an Bord.

Ihr Vorsitzender hat sich neuen Aufgaben zugewandt. "Ich bin vom Regen an der Traufe vorbei direkt in den Schiet geraten", sagt der 63-Jährige mit Blick auf seinen "Unruhestand" schmunzelnd. "Meine Frau sagt, ich bin als Rentner weniger zu Hause als zuvor." Dem Multitalent fällt das Neinsagen schwer. Sei es, dass Betriebsräte Hilfe brauchen oder Bergedorfs Runder Tisch gegen Rechts Protest organisiert. Zum Glück ist seiner Waltraud dies nicht fremd: Sie engagiert sich selbst als Personalrätin. Ihr Dieter wiederum hat an mehreren Erfolgsgeschichten Anteil: Dass in Bergedorf verschiedene Gewerkschaften unter einem Dach zusammenarbeiten, gehört dazu.

Das von IG Metall und DGB initiierte Gewerkschaftszentrum am Serrahn und der Saalbetrieb unterm eigens gegründeten Trägerverein KulturForum machten Furore: "Aus Hamburg und Frankfurt kamen Hauptamtliche angereist, die es kaum glauben konnten, dass Gewerkschafter so etwas aufziehen und damit noch Gewinn machen." Auch in Bergedorf herrschte zuerst ungläubiges Staunen: "Die Kulturpolitiker waren etwas verwirrt, als wir sagten, wir wollten von ihnen kein Geld", erinnert sich Born lächelnd. Unabhängigkeit ist ihm wichtig: Als politischer Kopf mit Ecken und Kanten ist er nie einer Partei beigetreten.

Haspa und Hauni leisteten finanzielle Hilfe, unterstützten die Anschaffung von Musik- und Videoanlage. Handwerker erledigten Arbeiten zum Freundschaftspreis oder Nulltarif. Der Saal mit seinen dicken Holzbalken wird viel gebucht für Familienfeiern und mehr. Born: "Wer seinen Wunschtermin will, sollte ein Dreivierteljahr zuvor anfragen."

Mit Gewerkschaftsseminaren oder Podiumsdiskussionen schien Hausherrin Meike Lüdemann (Bezirksbevollmächtigte der IG Metall) und Mieter Dieter Born, der am Serrahn sein kleines DGB-Büro betreibt, der Saal nur unzureichend genutzt. Dass er seit Jahren mit Dichterlesungen, Kabarett, Filmen und Kleinkunst, mit Konzerten von Abi Wallenstein bis zur Bergedorf-Legende "Feels" das Kulturangebot bereichert, nutzt allen. Born: "Wir erwirtschaften so viel Geld, dass wir auch Moderatoren für Diskussionen bezahlen können, für die wir keinen Eintritt nehmen."

Im Förderverein wirkt er weiter im Hintergrund mit. Wegducken war nie seine Sache, Abtauchen schon: Unter Wasser findet Dieter Born im Urlaub Entspannung - von seinem ausgefüllten Rentnerdasein.