Fußballbegeisterte Kinder haben in Bergedorf-West kaum Chancen, in die Fußstapfen von Beckham, Schweinsteiger und Kuranyi zu treten. Zwar gibt es hinter der Gewerbeschule 19 am Ladenbeker Furtweg einen idealen Platz, doch dessen Kunstrasen ist verrottet und wurde vor Jahren abgetragen. Seitdem ist das 40 mal 75 Meter große Areal zum Asphaltfeld geworden. Blutende Schürfwunden sind an der Tagesordnung bei den wenigen hier trotzdem kickenden Kindern.

"Leider haben die Gewerbeschulen den Platz verkommen lassen", sagte Sven Dahlgaard, Chef des Bergedorfer Fachamtes Sozialraummanagement, im jüngsten Ausschuss für Sport und Kultur. Das Gremium hatte sich des Problemfalls schon mehrfach angenommen, allerdings regelmäßig ohne Erfolg. Denn die Bedürfnisse kickender Kinder haben für die zuständige Hamburger Schulbehörde keine Bedeutung.

"Der Platz gehört zu den drei Gewerbeschulen und die haben wegen der Reduzierung ihres Sportangebotes keinen Bedarf mehr an der Fläche", behauptete Hartmut Schulze, Schulaufsichtsbeamter der Bildungsbehörde für die Berufsschulen. Deshalb könne von ihnen nicht verlangt werden, die etwa 230 000 Euro für neuen Kunstrasen aufzubringen. "Wir würden das Feld ja gerne in andere Obhut geben", betonte Schulze. "Aber ich sehe niemanden, der diese Verantwortung übernehmen will."

Für Fritz Manke, SPD-Bezirksabgeordneter aus Bergedorf-West, ist das Wegstehlen aus der Verantwortung ein Armutszeugnis: "Es ist der einzige Platz, auf dem die Kinder im Stadtteil kicken können. Aber das scheint in Hamburg keine Rolle zu spielen. Wo bleibt das sozialräumliche Denken?"

Ein Argument, das Sozialraummanager Dahlgaard nicht kalt ließ. Er will nun eine realistische Kostenschätzung für die Sanierung erstellen und die Suche nach einem verantwortlichen Betreiber der Anlage aufnehmen. Ein Aspirant ist die benachbarte Gesamtschule Bergedorf. Vertreter hatten im Ausschuss und gegenüber der Behörde Bedarf angemeldet. Sie stießen jedoch, wie berichtet, in Hamburg auf taube Ohren.

Für Fritz Manke ist auch das Bezirksamt in der Pflicht: "Vom Rathaus werden schließlich auch verschiedene andere Anlagen betreut." Den Hinweis des Bergedorfer Baudezernenten Arne Dornquast, für einen weiteren Platz reichten die von Hamburg zugewiesenen Sportstätten-Unterhaltungsmittel nicht, hat Manke übrigens längst im Hinterkopf: Am vergangenen Wochenende war er mit mehreren SPD- und CDU-Bürgerschaftsabgeordneten auf dem Asphalt. "Sie haben alle zugesagt, sich für eine Zukunft dieses Areals als Sportplatz einzusetzen", sagt Fritz Manke. Er könne sich durchaus vorstellen, die Fläche zu teilen: "Ein kleiner Bolzplatz und zwei Beach-Volleyball-Felder wären durchaus attraktiv."