Bergedorf (öt). Die Weggefährten von Herbert und Irma Stiehl aus vergangenen Tagen sind zwar mehr als rar geworden, dafür hatten sich die Bewohner des Altenheims der Behrmannstiftung in der Justus-Brinckmann-Straße jetzt zu Fuß, mit Gehwagen oder im Rollstuhl auf den Weg in ihr Casino gemacht, um einem ganz besonderen Ereignis einen würdigen Rahmen und die nötige Würze zu geben.

Das 95 und 93 Jahre alt Ehepaar Stiehl hatte zur Feier ihrer Gnaden-Hochzeit eingeladen. Gnaden-Hochzeit! Das sind 70 gemeinsame Ehejahre, 70 gemeinsame Jahre durch dick und dünn.

Pastor Stefan Deutschmann betonte entsprechend in seiner kurzen Andacht, dass er in seiner Dienstzeit bisher noch nie eine Gnadenhochzeit erleben durfte, und dass das Wort "Gnade" in diesem Zusammenhang mehr als angezeigt ist.

Die Stiehls kennen sich bereits aus ihren Kindertagen. Im heutigen Lohbrügge wuchsen sie auf, gingen zur Schule und engagierten sich dann beide in der heute am Ladenbeker Furtweg beheimateten Evangelischen Freikirche. Wenn sie gebraucht wurden, waren sie bis ins hohe Alter zur Stelle.

Die Anfangsjahre der Ehe standen unter keinem so guten Stern. Herbert Stiehl wurde als Soldat eingezogen. Er hatte Glück im Unglück. Als der Krieg zu Ende ging, kam er mit dem letzten Zug noch aus Jugoslawien heraus.

Weniger schön war für den gelernten Goldschmied, dass sich nach dem Krieg seine bis dahin im Umgang mit filigranen Werkstücken geübten Hände im Tiefbau bewähren mussten.

"Aber was solls, anderen Menschen ging es noch weit schlechter. Wir haben unsere Familie, die bis heute wie Pech und Schwefel zusammenhält", freut sich Irma Stiehl.

Das Jubelpaar hat zwei Kinder, drei Enkel und sechs Urenkel. Unsere Zeitung gratuliert dem Ehepaar Stiehl herzlich.