Bergedorf. Frühlingsgrün leuchtet die Pizza auf Angela Niebel-Lohmanns Teller. Zwischen Tomatenmark und Käse hat die Biologin ihre Lieblingskräuter platziert.

"Blanchierte Brennnesseln schmecken auf Pizza ganz wunderbar, ich verwende sie ähnlich wie Spinat", schwärmt die Pflanzenkennerin, die aus dem fies brennenden Unkraut eine Köstlichkeit gezaubert hat.

Unkraut kennt Angela Niebel-Lohmann ohnehin nicht. Für sie sind die vielen wild wuchernden Kräuter vielmehr Delikatessen, besonders jetzt im Frühjahr, wenn die Pflanzen noch frische, zarte Blätter haben. Wie die Kräuter aussehen und wo man sie findet, erläutert sie bei ihrer "Botanischen Erlebnisführung" in den Boberger Dünen (bei der Führung am 3. Mai, 14.30 bis 16.45 Uhr, sind noch Plätze frei, Anmeldung unter 725 40 80).

"Natürlich dürfen wir hier im Naturschutzgebiet keine Kräuter ernten", betont die Expertin. Allerdings gäbe es dort jede Menge Anschauungsmaterial, zum Beispiel den Giersch, der auch in vielen Gärten wild wuchert. "Dem Gärtner ist der Giersch ein Graus, er verbreitet sich überall in der Erde", sagt die Pflanzenkennerin und zeigt auf die unauffälligen Blättchen, die einen großen grünen Teppich bilden können. In ihrem eigenen Garten hat der Giersch allerdings keine Chance. Für Limonade oder Gemüsegerichte hat die Kräuterfrau so viel Giersch geerntet, das sie nun aufpassen muss, das Unkraut auf ihren Beeten nicht auszurotten.

Auch Vogelmiere, Löwenzahn und Brennnessel wachsen problemlos im eigenen Garten oder in Balkonkästen "Dort kann man sie auch bedenkenlos ernten, Straßen und öffentliche Wege sollte man eher meiden, dort sind die Kräuter durch Verkehr und Hunde verschmutzt", sagt Niebel-Lohmann.

Wie schade, wächst doch am Wegesrand weltweit ein wunderbarer Hustenbalsam: Den Spitzwegerich brachten europäische Auswanderer mit in die Neue Welt. Seine Samen klebten an ihren Schuhsohlen und suchten sich sogleich einen Platz an amerikanischen Wegen, weshalb die Indianer das kleine Kraut auch den "Fußtritt des weißen Mannes" nennen.