Bergedorf. Derzeit liegt Literatur über die Frauen um Napoleon auf seinem Nachttisch. Immer wieder steht er nachts auf, um eine Idee festzuhalten, auf einem Zettel, einer Zeitungsseite. Wolf Serno, der sich mit seinem ersten historischen Roman “Der Wanderchirurg“ bei 700 000 Lesern beliebt machte, arbeitet gerade an der “Liebe des Wanderchirurgen“, die im Oktober - passend zur Buchmesse - in den Handel kommen wird.

Statt 800 Seiten sollen es diesmal nur 650 bis 700 werden, das Gros, etwa 550 Seiten, ist schon geschrieben. Täglich sitzt Serno bis zu sechs Stunden lang an seinem Schreibtisch in der Wohnung an der Außenalster. Der 64-Jährige verrät ein wenig vorab: "Der neue Roman spielt im Jahr 1588 und hat als roten Faden die Schlacht am Ärmelkanal. Während der Magister Heimweh nach Spanien hat, wird meine Hauptfigur Vitus von der spanischen Schönheit Isabella umgarnt. Das stürzt ihn in große Gewissensbisse, denn eigentlich ist er glücklich verheiratet."

Ob sich die beiden küssen und andere Details stehen noch nicht fest. Zudem feilt Serno, der zuvor in der Werbebranche gearbeitet hat, noch am letzten Satz: "Der muss gut sein. Er entlässt den Leser." Man darf also gespannt sein. Schließlich lautete im "Wanderchirurgen" der letzte Satz so: "Alles lag in Seiner Hand."

Die Produktion ist umgebremst. Jährlich erscheinen bis zu 500 historische Romane. Und auch Wolf Serno weiß schon, dass er im Anschluss über das 16. Jahrhundert in Bologna schreiben will. Der 64-Jährige ist gerade als 100. Mitglied dem Autorenkreis "Quo Vadis" beigetreten, in dem sich Schriftsteller historischer Romane austauschen. "Jeder fünfte Roman, der gekauft wird, ist ein historischer Roman", sagt "Quo Vadis"- Gründer Titus Müller, der "Das Mysterium" schrieb. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts seien historische Romane modern gewesen, "dann gab es ein Loch nach dem Zweiten Weltkrieg mochte niemand mehr so gern in die Vergangenheit schauen", sagt Müller. Den neuerlichen Boom erklärt er so: "Es ist ja ein halbes Sachbuch, das wie eine Entschuldigung wirkt: Man kann etwas lernen und zugleich entspannt auf dem Sofa liegen."