Boberg. Sonntags übernachtet Walter Lindner regelmäßig in seinem Büro. Nicht etwa, weil es dort so gemütlich wäre. Der Leiter der Kita “Spielnetz“ will vielmehr durch seine Anwesenheit randalierende Jugendliche davon abhalten, die Scheiben des Boberger Kindergartens einzuschlagen, Wände zu beschmieren oder gar einzubrechen.

"Die sollen sehen, dass jemand da ist", sagt der Kita-Leiter. Schon 30 000 Euro hat ihn der Vandalismus in den vergangenen Jahren bereits gekostet. "Dadurch mussten unsere Kinder hier auf einiges verzichten, zum Beispiel auch auf ein Klettergerüst", sagt er ärgerlich.

Rund um die Kita der Rudolf-Ballin-Stiftung und das Bürgerhaus am Boberger Anger sieht es in den Ferien und nach dem Wochenende oft wüst aus. Besonders auf der versteckten Wiese rund um den recht neuen Chillplatz laufen die Ratten zwischen Müll und Grillfleischresten. Zerbrochene Schnapsflaschen ragen aus dem Gras "Unsere Kinder können hier nicht mehr Fußball spielen", sagt Lindner, der versucht, alle Schäden schnell zu beheben.

Die Müllcontainer, die Unbekannte angezündet haben, hat er ersetzt und neue Tonnen in einen abschließbaren Raum gestellt. Graffiti überstreichen Lindner und seine Kollegen möglichst sofort. Doch von der meterlangen Hecke, die Unbekannte nachts kurz und klein geschnitten haben, stehen nur noch die Wurzelstümpfe.

Walter Lindner ist nicht der einzige, der an seinem Boberger Arbeitsplatz übernachtet. In der benachbarten Grundschule Heidhorst wohnt der Schulhausmeister mit seiner Familie und hat ein wachsames Auge auf den Hof. Die Polizei holt er ungern zu Hilfe. Denn bereits zweimal wurde ihm - wohl aus Rache - das Auto demoliert. Morgens erwarten ihn häufig Müllberge, ja sogar Kot in den Ecken des Schulhofs. Mehrere zehntausend Euro hat auch die Grundschule zur Beseitigung der Schäden durch Vandalismus gezahlt.

Schulleiterin Ulla Jürgensen zeigt sich dennoch versöhnlich: "Der Hausmeister hat mit einigen Jugendlichen besprochen, dass sie sich gerne im Hof treffen dürfen, wenn sie ihren Müll wieder mitnehmen und nichts kaputt machen." Problematisch seien besonders die im Stadtteil unbekannten Jugendlichen, die beispielsweise aus dem benachbarten Mümmelmannsberg kämen. Derzeit sei es zwar recht ruhig. "Das wird sich aber im Sommer wieder ändern. Dann fährt hier die Polizei wieder vermehrt Streife", sagt Jürgensen.

Matthias Düker, bürgernaher Polizeibeamter im Stadtteil Boberg, spricht regelmäßig mit den Jugendlichen. "Außerdem schauen hier die Kollegen der Dienstgruppe Präsenz vorbei und überprüfen auffällige Personen. Auch der Jugendschutz ist vor Ort", erklärt der Oberkommissar, der Boberg trotz vieler Delikte noch nicht als sozialen Brennpunkt wie zum Beispiel Neu-Allermöhe einstufen will: "Dort spielt Gewalt, etwa das 'Abziehen' anderer, eine viel größere Rolle. Das kommt hier zum Glück kaum vor."