Bergedorf. Dieter Schmidt-Lorenz arbeitet seit 29 Jahren als Schatzsucher: Seine Kostbarkeiten füllen inzwischen 1500 Quadratmeter Lagerfläche.

Verchromte Stoßstangen und Radkappen schimmern im Dunkel seiner Halle. Schrauben klimpern in kleinen Kisten, Gummidichtungen verströmen altmodische Gerüche. Millionenfach liegen im Lager am Havighorster Weg 14 neuwertige Käfer- und Bus-Ersatzteile aus über 60 Jahren Volkswagen-Geschichte.

Ein Verkaufsraum im Stil der 50er-Jahre ist die Eintrittspforte ins Reich der VW-Schätze. Am Tresen und in Schmidt-Lorenz' Internetshop kaufen Kunden aus aller Welt die Ersatzteile für ihren Liebling auf Rädern. Das Beste ist gerade gut genug: Kein Rostfleck soll das Ersatzteil trüben. "Deshalb handeln wir nicht mit gebrauchten, sondern mit neuen Teilen, die ich seit über 20 Jahren von Händlern aus aller Welt gekauft habe", sagt der 46-Jährige. Kaum ein Teil im Lager ist jemals auf der Straße gewesen: "New Old Stock" ist der Fachbegriff für die "alten Neuteile", die Liebhaber und Sammler für ihre Oldtimer brauchen.

Der erste VW, den Dieter Schmidt-Lorenz vor 29 Jahren gekauft hat, war nicht gerade neu. Auf dem Automarkt in Farmsen entdeckt er als 17-Jähriger einen Käfer für 220 Mark: weiß und wundervoll, leider auch ziemlich rostig. Schmidt-Lorenz beginnt, an dem Auto zu schrauben, kauft Ersatzteile und stellt fest, dass viele Händler froh sind, in Zeiten neuer Modelle die alten Käfer-Teile unkompliziert loszuwerden.

Mit dem Bulli zieht der Gymnasiast aus Reinbek, der keine Lust auf Schule hat, durch die Republik, und leert die vergessenen Volkswagen-Lager. Dieter Schmidt-Lorenz wird zum Geheimtipp der VW-Szene. Wer ein Ersatzteil sucht, fährt zu Dieters Garage. Die wird irgendwann zu klein: 1988 unterschreibt der Kfz-Mechaniker einen Mietvertrag auf zehn Jahre für eine 300 Quadratmeter-Halle am Havighorster Weg.

21 Jahre später ist sein Lager fünfmal so groß wie zu Beginn. 85 Prozent aller angefragten Teile sind bei Schmidt-Lorenz inzwischen verfügbar, ob Armaturenbrett, Faltdach, Bodenplatte, Kotflügel, Porzellanblumenvase oder Petri-Sonderlenkrad in Elfenbeinfarben für 2000 Euro.

"Und immer noch fahren wir unser Lager permanent hoch. Mit den Teilen, die hier liegen, könnte man sogar mehrere Käfer neu bauen", sagen der VW-Liebhaber und seine Frau Susanne, die "Schmidt-Lorenz" inzwischen zu einer international renommierten Ersatzteil-Firma gemacht haben.

Vorbei die Zeiten, als der VW-Fan dreimal hintereinander nach Eckernförde fuhr, um ein Lager leer zu räumen. Inzwischen erhält Schmidt-Lorenz aus Gran Canaria zum Bersten gefüllte Container voller VW-Teile. Oder er kauft auf gut Glück den Bestand auf dem vollkommen verwilderten Privatgrundstück eines verstorbenen Händlers. Und findet dort durch Zufall massenhaft gut erhaltene Oldtimer, darunter auch einen zum Schneeschieber umgebauten himmelblauen Käfer. Dieser steht nun als Schmuckstück in seinem Verkaufsraum am Havighorster Weg, dem Eingang zu Schmidt-Lorenz' Schatzkammer, die das Versprechen birgt: "Der Käfer wird niemals sterben."

* Sein erster VW-Käfer bescherte Dieter Schmidt-Lorenz die Geschäftsidee seines Lebens. Schreiben Sie uns Ihre Erlebnisse mit dem Kult-Auto (Bergedorfer Zeitung, Curslacker Neuer Deich 50, 21029 Hamburg oder an bergedorf@bergedorfer-zeitung.de ). Die schönsten drei Anekdoten werden in der "bz/LL" veröffentlicht.