Bergedorf (upb). Heute beginnt am Reetwerder 3 ein öffentliches Experiment. Mit der Vernissage um 17 Uhr macht die Malerin Karin Konwalinka das Ladengeschäft in dem weißen Gründerzeit-Bau für 14 Tage zu dem, was es scheinbar immer werden sollte: eine großzügige Galerie für ausdrucksstarke, betont farbige Kunst.

"Malen ist für mich das Abbilden von Gefühlen, die Farbe auf der Leinwand Ausdruck der Seele. Man muss nur bereit sein, die Bilder aus sich herauszulassen. Ich bin gespannt, wie meine Kunst auf die Bergedorfer wirkt", sagt die 68-Jährige, die mit ihrem typisch österreichischen Akzent klingt wie die Schauspielerin Christiane Hörbiger. Was sie so beschreibt, fesselt schon seit Tagen Passanten, die an den riesigen Fenstern stehen geblieben sind: eine knapp bedeckte Frau, daneben Jesus und seine Jünger beim Abendmahl, ferner abstrakte Bilder in leuchtenden Farben und dazu mystische Zeichen wie aus einer vergangenen Welt.

"...zur Quelle" hat die gebürtige Österreicherin die Schau überschrieben. Es ist ihre erste in Norddeutschland, aber längst nicht ihre Premiere. Karin Konwalinkas Malerei war schon in Innsbruck, Salzburg, Frankfurt und Wiesbaden sowie zahlreichen Galerien in Italien zu sehen. Trotzdem hat sie jetzt ein bisschen Lampenfieber: "Ich möchte mich den Bergedorfern mit dieser Ausstellung vorstellen", sagt die Frau, die es in ihrem Leben von Wien über New York nach Frankfurt, dann zurück in die österreichische Provinz und im Herbst 2007 schließlich nach Bergedorf verschlagen hat.

In ihrer Wohnung in einer Villa an der Ernst-Mantius-Straße gibt sie Malkurse, bei denen der freie Umgang mit der Farbe, die Selbstfindung im Mittelpunkt steht. Ihre eigenen Werke bezeichnet Karin Konwalinka als "gekonnten Zufall", immerhin hat sich die einst erfolgreiche Städteplanerin schon seit mehr als zwei Jahrzehnten in ihrem einstigen Hobby weitergebildet, bei vielen Meistern gelernt.

"Mich hat gerade eine neue Welle der Kreativität erfasst", sagt sie über ihre aktuelle Motivation. "Ich habe so viele Bilder im Kopf. Ich schaffe es kaum, alles zu malen." Auch die jetzige Ausstellung ist aus dem Schaffensdrang entstanden: Die am Reetwerder seit Monaten leer stehenden Räume sind der Malerin schon lange aufgefallen. "Jetzt habe ich sie einfach für zwei Wochen angemietet. Ganz schön verrückt."

Geöffnet ist bis Mittwoch, 18. März, täglich außer sonntags von 11 bis 14 Uhr und von 16 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon (0173) 803 52 75. Wer kommt, sollte etwas Zeit mitbringen. Denn neben der Kunst ist auch das Gespräch mit der Künstlerin unbedingt einen Besuch wert.

"Ich bin gespannt, wie die Bergedorfer auf meine Ausstellung reagieren." Karin Konwalinka

Internet: www.konwalinka-kunst.at