Bergedorf (he). Die Idee schien auf den ersten Blick bestechend: Nach Fertigstellung des neuen ZOB weiter VHH-Busse durch die Alte Holstenstraße fahren zu lassen - mit dem Vorstoß des einzigen Bergedorfer FDP-Bezirksabgeordneten Rüdiger-Horst Bambach konnten sich anfangs viele Politiker anfreunden.

Doch Kosten und Konsequenzen haben jetzt viele Mandatsträger umdenken lassen. Im Verkehrsausschuss mochte einzig noch die GAL-Fraktion an der Idee festhalten.

Die täglich 800 Busse, die derzeit durch die Alte Holstenstraße fahren, tragen zur Belebung des Sachsentors bei, die Bushaltestelle Kupferhof weist hohe Frequenzen auf. Darüber besteht Einigkeit. Die VHH wären durchaus bereit, die Ringlinie 135 dauerhaft in eine Richtung über die Ausweichtrasse zu führen. Vom Bahnhof kommend würden dann drei bis sechs Busse in der Stunde den Kupferhof anfahren.

Aus Sicht von Verwaltung und vielen Verkehrspolitikern überwiegen jedoch die Nachteile, die Alte Holstenstraße würde zwischen Sachsentor und Weidenbaumsweg ihren Charakter als Fußgängerzone einbüßen: Die Polizei besteht für den Fall darauf, dass motorisierter und nicht motorisierter Verkehr deutlich voneinander getrennt werden müssen. Zudem müsste die provisorische zu einer behindertengerechten Dauerhaltestelle umgerüstet und der Fußgängerüberweg dauerhaft mit einer Beleuchtung versehen werden.

320 000 Euro veranschlagt das Bezirksamt dafür - gegenüber 110 000 Euro für die Wiederherrichtung als Fußgängerzone. "Brauchen wir bei Schritt-Tempo für Busse überhaupt einen Überweg und braucht der dann eine Beleuchtung?", meldete Norbert Fleige (GAL) Zweifel an. Einen Busstopp behindertengerecht auszustatten, dürfe doch keine Riesensummen verschlingen, "um das nachvollziehen zu können, brauche ich eine Kostenaufschlüsselung". Fleige warnt: "Nehmen wir den Busverkehr dort hinaus, bekommen wir ihn nie wieder hinein."

Für Bernd Schrum (SPD) überwiegen die Belastungen, so erhöhter Lärm und Abgase, durch das Stoppen und wieder Anfahren der Busse. Zudem die Gefahren durch nur gelegentlichen Busverkehrs durch eine Fußgängerzone.

Auch Lenhard Correll (CDU) warnte, die Ausnahmesituation zur Regel zu machen: Zwar hofften die Sachsentor-Geschäftsleute darauf, von den Bussen zu profitieren. "Die an der Alten Holstenstraße dagegen verbuchen Umsatzeinbußen von bis zu 70 Prozent. Wir dürfen Cafés und Restaurants nicht weiter die Möglichkeit nehmen, Tische und Stühle nach draußen zu stellen."

Wie Correll machte sich auch Lutz Jobs (Die Linke) dafür stark, zuerst die Wirkung der geplanten neuen Bushaltestellen an der B 5 zwischen Fachmarktzentrum und CCB abzuwarten. "Wenn später die Kundenströme wirklich am Sachsentor vorbeifließen, können wir immer noch reagieren."