Bergedorf (vik). Ärzte sollen Leben retten, die Gesundheit erhalten. Nicht selten jedoch müssen sie während ihrer Arbeit ums eigene Wohlbefinden fürchten: Mit Tritten wurde jetzt abends ein Mitarbeiter der Notaufnahme im Bethesda AK Bergedorf (BAKB) von einem Patienten angegriffen und verletzt.

In einem Behandlungszimmer wollte der Arzt (34) einen 43-jährigen Neuallermöher versorgen. Kurz zuvor war der stark angetrunkene Mann von Polizisten am Grachtenplatz aufgegriffen worden. Bereits dort muss sich der Beschuldigte aggressiv verhalten haben, denn ins Bethesda Krankenhaus wurde er in Handschellen eingeliefert. Diese nahmen ihm die Beamten kurz vor Ende der Behandlung ab. Als der Arzt auf eine Wunde über der Augenbraue des Mannes noch ein Pflaster kleben wollte, rastete der 43-Jährige plötzlich aus. Er schrie und trat ums sich. Dabei wurde der Assistenzarzt in der Leistengegend verletzt. Zudem verdrehte er sich den Fuß.

"Das ist leider nicht selten in der Notaufnahme, wo die Ärzte und Schwestern häufig mit alkoholisieren Patienten zu tun haben", sagt Krankenhaussprecher Andreas Rasche. Die BAKB-Mitarbeiter würden eigens mit einem Deeskalationstraining auf schwierige Situationen vorbereitet. "Wir haben zudem ein Team aus Psychologen vor Ort, die jederzeit zu einem Konflikt herbeigerufen werden können", sagt Rasche. Mit einem Notrufknopf im Behandlungszimmer kann die Polizei alarmiert werden."

Tätliche Angriffe gebe es kaum, aber der Ton gegenüber Busfahrern werde immer rauer, stellt auch Kay Goetze, Sprecher der Verkehrsbetriebe Hamburg Holstein (VHH), fest. Nicht selten gebe es heftige Diskussionen, zum Beispiel, wenn Mitreisende sich weigerten, ihren Fahrausweis zu zeigen oder im Bus randalierten.

Eskaliert ist eine Situation Dienstagmittag bei der Agentur für Arbeit an der Johann-Meyer-Straße. Weil ein Mitarbeiter die Bitte um eine Barauszahlung ablehnte, schlug ihm ein Kunde ins Gesicht. Der kürzlich aus der Haft Entlassene soll angetrunken gewesen sein und bereits am Morgen bei der Agentur nach Geld gefragt haben. Im Kundenzentrum warf der 36-Jährige eine Trennwand um und schlug einen Sachbearbeiter (45), bevor der Sicherheitsdienst eingreifen konnte. Dem Schläger wurde Hausverbot erteilt, ihm droht eine Anzeige wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung.

14- bis 15-mal pro Jahr muss auch Jobcenter-Chef Peter Rehfeld am Weidenbaumsweg ein Hausverbot aussprechen. "Dass Menschen so handgreiflich werden, erlebe ich aber selten", sagt er. Drei oder vier Fälle habe er während seiner beruflichen Tätigkeit gehabt. Diskussionen oder Drohung im Stil von "Ich weiß, wo du wohnst", müssten sich seine Kollegen jedoch häufiger anhören. "Im vergangenen Jahr hat das sogar zugenommen." Trotzdem betont Rehfeld: "Die größte Zahl der Menschen, die uns besuchen sind nett und höflich."