Bergedorf (stri). Der Vorschlag, die neue Erschließungsstraße am Güterbahnhof “Baumeister-Sonnin-Ring“ zu nennen, wurde, wie berichtet, im Hauptausschuss abgelehnt.

Der Eingang zum neuen Wohngebiet soll weiterhin "Am Güterbahnhof" heißen, obwohl der Investor befürchtet, dass damit eine gewerbliche Nutzung, verbunden mit Lärm und Schmutz, assoziiert wird. Doch nur der Eingang soll nach dem Güterbahnhof benannt werden. Die Politiker beschlossen nun, dass der südliche Bogen künftig "Zollamtsbogen" heißen soll - in kulturgeschichtlicher Erinnerung an das alte Zollhaus. Die obere Straße, die parallel zu den Bahnschienen verläuft, soll "Ferdinand-Pfohl-Straße" heißen.

Ferdinand Pfohl wurde am 12. Oktober 1862 im böhmischen Elbogen geboren und starb am 16. Dezeber 1949 in Bergedorf. Er war ein angesehener Musikkritiker, dessen eigene Kompositionen - Klavier- und Orchesterwerke - noch zu seinen Lebzeiten recht häufig aufgeführt wurden. Pfohl leitete das Musikfeuilleton der Tageszeitung "Hamburger Nachrichten" am Speersort - und veröffentlichte eine Biographie über Richard Wagner.

Mit seiner Frau und drei Kindern zog der Komponist 1902 an die Brauerstraße (heute Chrysanderstraße) in Bergedorf. Pfohl hielt 1926 die Festrede zum 100. Geburtstag des Händelforschers Friedrich Chrysander und gilt als Initiator zur Gründung der Bergedorfer Hassegesellschaft. An finanziellen Mitteln scheiterte 1928 sein Wunsch, in Bergedorf ein Händel-Hasse-Festspielhaus zu errichten.

1936 zog Pfohl in ein Jugendstilhaus an der Hansastraße, heute Gräpelweg 13. Scherzhaft nannte er seine Wahlheimat gern "Verberge-dorf", weil er hier Ruhe von der anstrengenden Großstadt fand. Auch im Ruhestand war Ferdinand Pfohl aktiv und rezensierte etwa die Konzerte von Hasse-Chor und Hasse-Orchester in der "Bergedorfer Zeitung". In seinem 88. Lebensjahr schließlich starb der Musikkritiker und wurde auf dem Gojenberg-Friedhof - nahe der Gräber der Gefallenen der Weltkriege - begraben. An sein Lebenswerk erinnert noch heute die Hamburger Pfohl-Woyrsch-Gesellschaft. Vorstandsmitglied Dr. Rudolf Hayo Pfohl schrieb dem Bezirksamt, dass er eine Straßenbenennung begrüßen würde. Zudem: "Zum 150. Geburtstag von Ferdinand Pfohl im Jahre 2012 ist die Herausgabe einer CD und die Aufführungen einiger seiner Werke geplant."