Bergedorf. “Ich freue mich, wieder hier zu sein.“ Im Sommer 2007 hatte sich der Kabarettist Hagen Rether zum ersten Mal in einem ausverkauften Haus im Park mit dem Hang der Deutschen auseinandergesetzt, die großen Probleme der Gegenwart zu verdrängen und sich stattdessen wochenlang über belanglose Eintagsfliegen aufzuregen.

Jetzt trat er wieder in Bergedorf bei den Kabarettwochen auf - wiederum vor ausverkauftem Haus. Und wiederum regte er sich mit langsam-sonorer Stimme darüber auf, dass die Deutschen sich lieber wochenlang mit Petitessen wie der Fernsehkritik von Reich-Ranicki befassen und die großen Probleme solange beruhigt beiseite drängen.

Immer treibt irgendjemand irgendeine Sau durchs Dorf und alle starren gebannt auf das Vieh. "Im Westen nichts Neues" möchte man sagen - in Deutschland tut sich nichts. Seit Jahrzehnten werden alte Politiker recycelt, allesamt Produkte eines in sich ruhenden Parteiensystems. An einen deutschen Obama glaubt Hagen Rether nicht. In sich ruht aber nicht nur die unbewegliche Republik mit ihren sich an Ritualen klammernden Bewohnen - in sich scheint auch Hagen Rether zu ruhen. War es vor

Hagen Rether liebt das Papamobil des Papstes

zwei Jahren schon nicht sonderlich originell, sich in epischer Breite übers Papamobil auszulassen, hätte er das nicht im Januar 2009 zweilang, zweibreit wiederholen müssen. Übrigens nicht die einzige Wiederholung aus dem Jahre 2007. Dabei sorgen die katholischen Kirche und ihr Oberhaupt doch aktuell für ausreichend Stoff.

Rether gehört zu den Kabarettisten, denen es nicht reicht, die Politik der Kirche zu geißeln, er macht sich über Glaubensinhalte lustig. Das Fegefeuer und die Frage, ob auch Kinder, die ungetauft sterben, ins Paradies kommen können, sind für ihn Lachnummern. "Der Papst hat die Vorhölle abgeschafft", amüsierte er sich minutenlang unter freundlichem Applaus des Publikums. Wie lustig, die doofen Katholiken leben im Mittelalter.

Rether ist ein Kabarettist der Entschleunigung, der mit seiner langsamen, suggestiven Diktion, unterbrochen durch Schweigen oder Barmusik, Zeit braucht und sie sich auch nimmt. Drei Stunden lang unterhielt er sein Publikum. Das ist lang - war aber für die meisten Rether-Fans ausgesprochen kurzweilig. Das Bergedorfer Publikum war begeistert.