Bergedorf. Als Friedrich Bringmann (67) Anfang Januar nachfragte, ob unsere Zeitung noch etwas über das Weihnachtsessen im Lichtwarkhaus berichten könnte, da war die spontane Reaktion: “Wen interessiert das jetzt noch?“ Eine halbe Gesprächsstunde später war klar: Das interessiert sicher viele. Denn es geht um mehr als ein Essen. Es geht um ganz viel Herz und ein beispielgebendes Engagement.

Dabei will Friedrich Bringmann gar keinen Rummel um seine Person, "aber die alten Leute und die Jagdhornbläser würden sich so freuen", sagt er bescheiden. Wer sein von Lachfalten durchzogenes Gesicht anschaut, der lächelt selbst, so ansteckend ist dessen positive Einstellung.

Die Geschichte beginnt eigentlich vor mehr als 40 Jahren. Bei einer Runde Skat kamen der damalige Bergedorfer Bürgermeister Wilhelm Lindemann und die Jäger Rudi Eberhardt und Max Gabriel zu dem Schluss: "Uns geht es doch gut. Warum sollen wir nicht mal etwas für andere tun?" Und so entstand, was ab 1966 zur Tradition werden sollte: das Weihnachtsessen an Heiligabend für ältere, oft einsame Menschen im Lichtwarkhaus. Die Jägergruppe Bergedorf steuerte das Wildbret bei, gekocht wurde in der Wentorfer Kaserne. Das ging lange gut.

Anfang der 1990 Jahre dann der Umbruch. Der Vorstand der Jäger löste sich auf, das Engagement für das Altenessen versiegte. Doch nicht bei allen. Und hier beginnt spätestens die Geschichte von Friedrich Bringmann und seinen Freunden, die sich schon lange Jahre für das Essen engagierten.

"Wir haben uns gesagt, was können unsere Alten dafür? Wir machen weiter", erzählt der heute 67-Jährige. Zu "wir" gehörten damals unter anderem Wolfgang Allenstein, Joachim Hinz, Gerhard Wehling und Siegfried Rünger. Nachdem er die Bundeswehr Wentorf verlassen hatte, kümmerte sich Friedrich Bringmann, der selbst Fleischermeister ist, um andere Kochmöglichkeiten. Er fand sie mal im Behrmannsstift, der DRK-Küche oder auch beim Vierländer Fleischer Gerhard Wehling. "Wir haben immer einen Weg gefunden. So ist das unter Jägern, da hilft man sich gegenseitig", sagt Bringmann.

Heute verwandelt sich sein Zuhause in Escheburg regelmäßig vor Weihnachten in eine Großküche: Gut 36 Kilogramm Gulasch köcheln in riesigen Töpfen auf Gaskochern, die auf der Terrasse stehen. Ebenso werden für 120 Portionen Kartoffeln, Rotkohl, Pilze und Preiselbeeren hergerichtet. Für würzigen Pfiff sorgt der Fleischer, der lange Vertreter der Gewürzmittelfirma Herman Laue ("Hela Ketchup") war. Und auch Ehefrau Regina und Tochter Doris, die kräftig mit anpacken, sind als Ernährungsfachberaterin und Schlachtermeisterin vom Fach.

Das Wildbret stiften Bringmann und seine Jägerkollegen aus ihrem Jagdrevier in Mecklenburg-Vorpommern. Auch alles andere bezahlt die private Gruppe aus eigener Tasche. Der rührige Jäger kümmert sich auch um zünftige Musik: Er und seine Freunde vom "Jagdhornbläserchor Kreis Herzogtum Lauenburg West" spielen seit 25 Jahren Heiligabend im Lichtwarkhaus auf. Zuvor begleiten einige von ihnen regelmäßig in der St.-Severini-Kirche in Kirchwerder die Hubertusmesse. Dafür gibt es die Hälfte der Kollekte, die für das Altenessen verwendet wird.

Friedrich Bringmann ist mehr als "nur" der Organisator für das Essen, das dann fleißige Helfer der Awo auf den Tisch bringen, die auch noch einen Nachtisch spendieren. Er fühlt sich "seinen Alten" verbunden. Er bleibt, genießt mit seiner Familie und den Menschen im Lichtwarkhaus das leckere Weihnachtsessen. "Das ist einfach schön, diese Freude zu erleben", sagt er.