Bergedorf. Schweißnasse Hände umklammern das Lenkrad. Der Tempoanzeiger zittert an der 30km/h-Marke. Panisch haftet der Blick auf jedem Verkehrsschild. Was später lässig bewältigt wird, ist während der Fahrprüfung eine Herausforderung. Deshalb machen die meisten Menschen drei Kreuze, wenn der Praxistest geschafft ist und es heißt: freie Fahrt! Doch diese unbegrenzte Freiheit könnte bald eingeschränkt werden.

Derzeit wird auf dem 47. Deutschen Verkehrsgerichtstag in Goslar über einen "Führerschein auf Zeit" diskutiert.

Die Europäische Union hat ihren Mitgliedstaaten mit einer neuen Führerscheinrichtlinie nahe gelegt, über eine regelmäßige Überprüfung der Fahrtauglichkeit von Autofahrern ab 50 Jahren nachzudenken. Untersuchungen, wie zum Beispiel Augen- und Reaktionstests sind etwa in Spanien oder den Niederlanden bereits die Regel.

Auch Bergedorfs Senioren befürworten Gesundheitschecks. "Ich finde gut, wenn es Gesundheitstests gibt, das muss im Alter sein", sagt Claus Kuhr (74). "Wenn ich Angst bekomme beim Fahren, gebe ich meinen Führerschein ab." Das wäre aber bestimmt mit etwas Wehmut verbunden, denn der Lohbrügger erinnert sich noch lebhaft an seine Fahrprüfung. "Ich habe nur sechs Fahrstunden gebraucht", sagt der Rentner und gibt schmunzelnd zu, vorher "schon ein bisschen geübt" zu haben. Doch die Prüfung in Eppendorf und der City sei dennoch nicht leicht gewesen. "Viel Verkehr und zudem die Straßenbahnen, die hatten immer Vorfahrt."

Peter Cosyns musste in seiner praktischen Prüfung durch das Sachsentor kurven. "Damals war das ja noch keine Fußgängerzone", erinnert sich der heute 78-Jährige. Allerdings hat er jetzt seinen "Lappen" abgeben. "Nach einem Unfall vor einem Jahr habe ich mich nicht mehr sicher gefühlt", erzählt Cosyns. Die Stadt Hamburg habe sich in einem persönlichen Schreiben für sein Verantwortungsbewusstsein bedankt.

"Es gibt einige Senioren, die bei Fahrschulen proben, ob sie noch schnell genug reagieren", weiß Dzezmin Perenda, Leiter der Führerscheinstelle in Bergedorf. Oft jedoch passiere das zu spät. "Ich kenne viele Fälle, wo ältere Menschen die Pedale vertauschen und etwa im Parkhaus satt zu bremsen durch die Schranke rasen." Deshalb befürwortet der Experte Tauglichkeitstests: "Manchmal kann Fahrpraxis gesundheitsbedingte Einschränkungen kompensieren, aber nicht immer."

Fahrpraxis hat Jutta Elgass allemal. 35 Jahre arbeitete sie im Außendienst einer Kosmetikfirma. "Generell halte ich Gesundheitstests für sinnvoll. Doch es zählt auch wie viel man fährt. Zudem können auch junge Menschen Einschränkungen haben und sind zudem unerfahren", gibt die 68-Jährige zu bedenken.