Bergedorf. Mit gut 40 Besuchern war der Saal 114 im Bergedorfer Amtsgericht proppevoll. Und von Minute zu Minute steigerte sich die Spannung, als Rechtspflegerin Susanne Zeyn gestern zur Versteigerung aufgerufen hatte.

Es ging um die Zwangsversteigerung des um die Jahrhundertwende erbauten Wohn- und Geschäftshauses an der Alten Holstenstraße 64, in dem sich die Buchhandlung Boeisen und ein Tui-Reisebüro sowie drei Wohnungen befinden. Der Verkehrswert war auf 920 000 Euro angesetzt. Zudem wurde der Anbau neben dem Serrahn-Wehr versteigert, in dem sich die "Brasserie Freitag" befindet, Verkehrswert: 390 000 Euro plus 8 500 Euro für die Außenfläche der Gastronomie.

Wie berichtet, waren die Gebäude im Besitz von Soenke Dantzer, der als geschäftsführender Gesellschafter der Traditions-Klempnerei Dantzer (Am Lehfeld) Insolvenz anmelden musste. Der 38-Jährige wohnte der Zwangsversteigerung nicht bei. Wohl aber Brasserie-Pächter Wahid Faqiri, der das Restaurant gern als wirtschaftliche Einheit ersteigert hätte. Da aber machte ihm die Hamburger Sparkasse einen Strich durch die Rechnung: Die " bestbetreibende Gläubigerin", die einen Gesamtanspruch von 410 000 Euro hält, bestand darauf, dass beide Gebäude nur als Gesamtpaket ersteigert werden können. Verkehrswert: 1 318 500 Euro. "Sonst wird das Sahnestück herausgeschweißt und das andere führt zu einem schlechteren Ergebnis", betonte der Haspa-Assessor.

Rechtspflegerin Zeyn fügte sich mit einem entsprechenden Beschluss und sah sich sodann drei Bietern gegenüber: "Ich biete eine Million Euro" , sagte Axel Konrad und eröffnete das Rennen. Bei 1,07 Millionen schied er jedoch aus und überließ das Wortgefecht der Hamburger Rechtsanwältin Sandra Bernert und der Bergedorfer Geschäftsfrau Heike von Heymann. In kleinen Etappen steigerten sie sich hoch, bis schließlich Heike von Heymann den Zuschlag erhielt - für 1 210 000 Euro. Jetzt kann sie sich über ein schönes Haus freuen, das monatlich gute Mieten einbringt: 1560 Euro Netto-Kaltmiete ist aus beiden Wohnungen zu erwarten, insgesamt 5200 Netto-Kaltmiete zahlen die drei Gewerbetreibenden.

"Ich habe erst am Freitag davon erfahren, das ist meine erste Versteigerung", sagte Heike von Heymann erfreut. Sie ist manchen Bergedorfern als Geschäftsführerin der Internet-Kontaktbörse " Dating Cafe" bekannt. Indes: "Ich bin da jetzt ausgestiegen."

Alleingeschäftsführer der Kontaktbörse ist jetzt Joachim Stegger, der mit seinen 24 Mitarbeitern vom Güterbahnhof in das ehemalige Gebäude der Körber-Stiftung an der Kurt-A.-Körber-Chaussee ziehen wollte. " Aber im Moment haben wir keine Zeit für einen Umzug, daher haben wir das Projekt zunächst aus die Seite gelegt", sagt Stegger.