Bergedorf. Das Bergedorfer Traditionsunternehmen Dantzer ist ins Straucheln geraten. Die einst bis zu 70 Mitarbeiter große Klempnerei hat Insolvenz angemeldet, ebenso mindestens eine von Dantzers Wohnungsbau-Töchtern mit dem Namen “dds“.

Die Dantzer Haustechnik und mindestens eine Immobilientochter der Firma sind zahlungsunfähig.

Am 27. Februar kommt deshalb das Firmengrundstück am Lehfeld samt Werkstatt, Lager und Büros im Amtsgericht unter den Hammer (9.30 Uhr, Ernst-Mantius-Straße 8). Der Verkehrswert liegt bei einer halben Million Euro.

Offenbar reicht das aber bei weitem nicht aus, um die Schulden zu begleichen. Deshalb haben die Gläubiger Dantzers, darunter die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg und die Haspa, weitere Zwangsversteigerungen beantragt. Betroffen sind gleich zwei Häuser, die sich im Privatbesitz des geschäftsführenden Gesellschafters Soenke Dantzer (38) befinden: Das 110 Jahre alte Wohn- und Geschäftshaus an der Alten Holstenstraße 64 ("Buchhandlung Boeisen") samt Café-Anbau ("Brasserie Freitag") am Serrahn ist bereits am Dienstag, 27. Januar, um 10 Uhr an der Reihe. Sein Verkehrswert liegt bei mehr als 1,3 Millionen Euro. Am 20. Februar folgt dann die Villa an der Ecke Dreieichenweg/Steinkamp (Verkehrswert: 934 000 Euro).

Am Stammsitz des 1924 gegründeten Unternehmens ist seit dem Jahreswechsel kein Mitarbeiter mehr zu sehen - abgesehen von den neuen Mietern "WM Bau Abbruch u. Containerdienst" sowie "Meyer Bau Erdarbeiten". Die Tür des Eingangs am Lehfeld ist verschlossen, das Dantzer-Logo verschwunden. Nur im schmiedeeisernen Hoftor ist das mächtige orange "D" noch präsent. Und offenbar wurde der kleine Aufkleber auf dem Briefkasten vergessen, als die Gebäude auf Weisung des Zwangsverwalters zum Jahreswechsel geräumt wurde. Beim Blick durch die Fenster wirken die Büros allerdings alles andere als verlassen. Die Regale sind voller Ordner, das Licht leuchtet, Schreibtische und Kopierer wirken, als ob gerade Mittagspause sei. Ganz vorne an der Scheibe steht das Modell eines edlen, siebenstöckigen Gebäudes: Dantzers Projekt in der Hamburger HafenCity - laut Gerüchten der Grund für das Insolvenzverfahren, das am 11. Dezember vom Landgericht Hamburg über das Vermögen von Dantzers "dds GmbH" eröffnet wurde, nachdem zuvor bereits die Dantzer Haustechnik pleite war.

Tatsächlich hat Soenke Dantzer ein Firmengeflecht aufgebaut, das selbst der Gutachter des Amtsgerichts nicht entwirren konnte. "Uns gegenüber wurden keine Angaben zu den Mietverhältnissen auf dem Firmengrundstück gemacht", hat er vermerkt.

Auch in Wentorf und Börnsen werden die Entwicklungen genau verfolgt. Immerhin liegt die gesamte Erschließung und der Verkauf des Neubaugebiets an der B 207 in Neu-Börnsen in den Händen der "dds". Und in Wentorf prozessieren die Käufer von Dantzers in 1999 und 2000 errichteten Stadtvillen und Reihenhäusern seit Jahren wegen Baumängeln im sechsstelligen Euro-Bereich gegen den Unternehmer. Diese Verfahren ruhen jetzt.

Börnsens Bürgermeister Walter Heisch sieht die Entwicklung gelassen: "Die Erschließungsarbeiten der etwa 120 Wohn- und der Gewerbegrundstücke sind praktisch abgeschlossen, der Großteil ist verkauft." Die Nachfrage sei so groß, dass Dantzers Insolvenz bestenfalls kleinere Verzögerungen auslösen könne. Sollte es zu finanziellen Engpässen kommen, liege der Gemeinde Börnsen "die Bürgschaft eines großen Geldinstituts in ausreichendem Umfang" vor.