Lohbrügge(sw). 15 000 Kilometer sind sie gereist - und das nur, um eine Bergedorfer Grundschule zu besuchen. Julie Burke kam gestern zusammen mit Ehemann Patrick und Sohn Searn in die Schule Max-Eichholz-Ring. Der Grund: Die 51-Jährige ist eine Enkelin des Namensgebers der Schule.

"Ich bin sehr gerührt, dass es eine Schule gibt, die nach ihm benannt ist", sagte die Kanadierin aus Vancouver.

Max Eichholz war einer der prominentesten Gegenspieler der Nazis in Hamburg. Wegen seines jüdischen Glaubens durfte er 1938 nicht mehr als Anwalt arbeiten. Als er Ausreiseanträge stellte, ließen die Nazis nur seine Frau und die beiden Söhne gehen. Im Januar 1943 wurde Max Eichholz in Auschwitz ermordet.

Dank Dagmar Rucys fand Julie Burke mit ihrer Familie den Weg von Kanada nach Lohbrügge. Die ehemalige Konrektorin der Schule machte sich in Vancouver auf Spurensuche und fand drei Eichholz-Enkel: Deidre und Mark Hamilton sowie Julie Burke.

Die Klasse 4e der Schule am Max-Eichholz-Ring bereitete für die Nachfahren einen feierlichen Empfang - und das sogar auf Englisch. Als Geschenk überreichten die Schüler Julie Burke eine Sammlung von selbst geschriebenen Briefen an sie. Gerührt von den Worten über ihren mutigen Großvater, kullerten sogar Tränen. Doch die Vancouverin schaut nach vorn: "Vergangenheit ist Vergangenheit. Die Kanadier haben heute keine Vorurteile mehr. Viele Deutsche kommen nach Kanada und lieben das Land", berichtete die Eichholz-Enkelin.

1979 war Julie Burke bereits einmal in München. "Mein erster Eindruck nach 30 Jahren hier in Deutschland ist sehr positiv - die Gastfreundschaft der Menschen, und wie organisiert alle sind." Ihr Vater war 1939 aus Deutschland geflüchtet. "Vor 15 Jahren war er mit meiner Schwester in Hamburg und hat ihr sein Wohnhaus gezeigt. Aber von der Schule hat er uns nie erzählt", sagt Julie Burke. Mit Dagmar Rucys hat sie bereits den "Stolperstein" vor Max Eichholz' letzter Wohnung am Mittelweg 89 besucht, der an ihren Opa erinnert.

"Im September planen meine Geschwister und ich, zusammen herzukommen. Natürlich können auch alle Kinder uns in Vancouver besuchen", sagte Julie Burke. Ob wirklich alle Kinder nach Kanada fliegen, bleibt abzuwarten, aber Briefe werden sie mit Sicherheit schreiben - auf Englisch.