Lohbrügge/Trittau (pcs). Schmeckt “länger frische“ Milch wirklich anders als die herkömmliche Frischmilch? Sind durch die längere Haltbarkeit Vitamine und Nährstoffe zerstört?

Diese Bedenken der Verbraucher kann Mechthild Busch-Stockfisch, Professorin für Ernährungswissenschaften an der Lohbrügger Fachhochschule, ausräumen. "Ich habe vor rund sieben Jahren, als die ESL-Milch in den Handel kam, begonnen, den Geschmack der Längerfrischen in zahlreichen Testreihen zu erforschen", sagt die Expertin für Sensorik und Produktentwicklung. Anfangs hätte die ESL-Milch durchaus anders geschmeckt als Frischmilch, die im bisher üblichen Verfahren pasteurisiert wird. Die Expertin erinnert sich: "Die ESL-Milch hatte damals noch den typischen Kochgeschmack, den Lebensmittel beim Erhitzen entwickeln."

Dank dieser Erhitzung werden jedoch mögliche Krankheitskeime in der Milch abgetötet, das Lebensmittel somit haltbar gemacht. "Für die Längerfrische erhitzen wir die Milch schlagartig auf 125 Grad und kühlen sie dann genauso rasch wieder ab", erklärt Heiko Maschmann, Geschäftsführer der Meierei Trittau, die das Verfahren für die "Längerfrische" entwickelte. Im Gegensatz dazu würde H-Milch, die ungekühlt mehrere Monate haltbar ist, deutlich höher und länger erwärmt - und so entwickelt sich auch der typische Kochgeschmack.

"Diesen stellen unsere Tester aber bei ESL-Milch inzwischen nicht mehr fest", sagt Prof. Mechthild Busch-Stockfisch. Im Lohbrügger Sensorik-Labor vergleichen ihre Studenten regelmäßig unterschiedliche Milchproben miteinander. "Bei der ESL-Milch gibt es geschmacklich keine signifikanten Unterschiede zu herkömmlicher Frischmilch, das bedeutet statistisch, dass mindestens 95 Prozent der Tester keinen Unterschied geschmeckt haben."

Auch bezüglich der Nährstoffe und Vitamine beruhigt die Professorin die Verbraucher. Sie bestätigt die Angaben der Meierei, dass bei ESL ebenso wie bei herkömmlich pasteurisierter Milch rund zehn Prozent der Vitamine zerstört werden. "Allerdings ist Milch ja in erster Linie kein Vitamin-, sondern ein Calcium-Lieferant. Und der Calciumgehalt bleibt in jedem Fall erhalten", sagt die Ernährungsexpertin, die ganz pragmatisch erklärt: "Wenn ich Vitamin C zu mir nehmen will, trinke ich keinen Liter Milch, sondern esse eine Orange."