Lohbrügge. Wäre Marktkauf eine Stadt und Gustav Gissel ihr Bürgermeister, würden Einwohner den 50-Jährigen wahrscheinlich als einen “Mann des Volkes“ bezeichnen. Seine Tür steht immer offen, im Büro am Schreibtisch sitzt Gustav Gissel allerdings selten.

Neuer Warenhaus-Chef über Umbaupläne, Öffnungszeiten und das "Marktkauf-Gefühl".

Meist ist er im kurzärmligen Hemd im Center unterwegs - nah an den Waren, den Mitarbeitern und den Kunden. Seit Oktober ist der Mann aus der Wingst neuer Geschäftsleiter des SB-Warenhauses im Marktkauf Center an der Alten Holstenstraße, des größten Supermarktes im Bezirk.

Und Gissel hat viel vor: "Wir möchten von Grund auf modernisieren." Beispielsweise neue Möbel, eine verbesserte Technik und ein "Shop-in-Shop"-System sollen dazu führen, "dass sich der Kunde beim Einkaufen wohlfühlt". Das könne aber laut Gissel nur erreicht werden, wenn auch die Mitarbeiter zufrieden sind. Durch eine Veränderung der Öffnungszeiten sind diese jüngst entlastet worden. Statt von 7 bis 24 Uhr wird seit Jahresbeginn von 8 bis 22 Uhr geöffnet. "Wir haben festgestellt, dass das Angebot, bis 22 Uhr einzukaufen, vom Verbraucher gut angenommen wird, darüber hinaus aber nicht", begründet Gustav Gissel die Entscheidung, 14 statt 17 Stunden zu öffnen. Nun können Mitarbeiter zudem wieder im Zweischicht- statt im Dreischichtsystem arbeiten.

Das SB-Warenhaus in Lohbrügge mit einer Verkaufsfläche von 7700 Quadratmetern gehört zu den vier umsatzstärksten von 21 Marktkauf-Betriebsstätten im Norden. Trotz des neuen Konkurrenten Kaufland habe Marktkauf auch in 2008 das Umsatzziel erreicht, so Gissel. Eine aggressive Werbestrategie, zu der auch das komplett kostenfreie Parken gehörte, trug dazu bei. Parken ist seit Oktober nur mehr beim Einkauf im Center drei Stunden frei. Grund: "Kunden beschwerten sich, weil viele Plätze durch Langzeitparker blockiert waren", sagt Gissel. Jetzt sei das Parkhaus wieder ein echter "Service für Kunden".

Gustav Gissel arbeitet seit 25 Jahren für Marktkauf, war vorher Leiter am Standort Itzehoe. Deshalb kennt er das "Marktkauf-Gefühl": "Es ist alles sehr familiär bei uns." Für Gissel gilt das im wahrsten Wortsinn: Auch Ehefrau und Schwester arbeiten bei der Kette. Seine Familie lebt in der Wingst, aber um näher an der Arbeit zu sein, hat der Vater eines 24-jährigen Sohnes eine Wohnung in Bergedorf gemietet. "Ich mache mich gerade mit der Region vertraut."

Dabei beobachtet der Zugezogene die Entwicklung im Stadtteil nicht ohne Sorge: Es müsse etwas passieren, damit die Menschen weiterhin in Lohbrügge einkaufen. Gissel setzt auf den Grundeigentümerzusammenschluss BID Alte Holstenstraße. Im "Business Improvement District" müsse man darauf hinarbeiten, dass der Standort wieder attraktiver werde, damit Kunden nicht in die "Neue Mitte" abwandern.