Bergedorf (stri). Sie seien nicht gründlich genug und viel zu schnell wieder weg. Solche Kritik an Pflegekräften ist häufig von älteren Menschen zu hören, die auf Hilfe angewiesen sind. Ganz anders aber klingt das bei Ruth und Erich Drechsel.

Das Ehepaar wird seit zehn Jahren vom ambulanten Pflegedienst der Georg-Behrmann-Stiftung betreut und zählte zu den ersten Kunden, als der kleine Betrieb (acht examinierte Pflegekräfte betreuen 55 Kunden) gegründet wurde. "Sie holen meinen Mann morgens aus dem Bett, sie sind immer freundlich und nett", dichtete Ruth Drechsel (73) nun als Dankeschön für die stete Hilfe.

Ein Schlaganfall mit Herzstillstand war der Auslöser für die Pflegestufe drei. Seither sitzt Erich Drechsel (82) im Rollstuhl, kann lediglich allein trinken und das zurechtgeschnittene Brot essen. "Wir sind täglich etwa 50 Minuten lang bei ihm an der Heysestraße. Er wird gewaschen, angezogen und dann abends wieder ins Bett gebracht", sagt Pflegedienstleiterin Ute Strehse, die auch die Ehefrau betreut. Sie leidet an Arthrose, hat einen Herzinfarkt und einen leichten Schlaganfall hinter sich: Pflegestufe eins. "Wir drei sind fast wie eine normale Familie: Manchmal meckerig, aber meist heiter", meint Strehse.

Zehn Jahre Pflege ist eine absolute Seltenheit. "Der Pflegedienst ist sich für nichts zu schade. Die holen uns auch die Brötchen aus dem Ofen und nehmen den Müll mit hinaus", loben die Senioren, deren Betreuung mit bis zu 1800 Euro monatlich zu Buche schlägt und komplett von der Krankenkasse übernommen wird. Aber auch Nachbarn und die in Bergedorf lebenden Zwillingssöhne kümmern sich fürsorglich, kaufen etwa ein. Und sie bestellten einen Hausnotruf beim Deutschen Roten Kreuz - damit im Notfall schnell Hilfe alarmiert werden kann.

Liebevolles Engagement in der Altenpflege ist noch immer ein Knochenjob, weiß die examinierte Krankenschwester Ute Strehse: "In der Wirtschaft würde für unser Gehalt keiner aufstehen." Dabei ist für Kunden und Kassen eine ambulante Pflege erheblich günstiger als eine Heimbetreuung. Gleichzeitig muss Strehse mit Pflegekräften aus Polen konkurrieren: "Im Villenviertel leben oft genug polnische Frauen, die sich rund um die Uhr um demente Senioren kümmern. Da brauchen wir nur morgens vorbeizukommen." Inzwischen gebe es "recht anständige Vermittlungsbörsen" für Pflegekräfte aus Polen. Ehepaar Drechsel setzt darauf, eigenständig zu bleiben: "Wir wollen noch lange nicht auf die Warteliste für ein Altersheim."