Bergedorf. Eigentlich hätte ich Hundegebell erwartet, als ich den Klingelknopf drücke. Denn in dieser freundlich wirkenden Villa am Gräpelweg, gleich neben dem Haus im Park, führt doch eigentlich Kalle Regie.

Sie wissen schon: Das ist der kleine, schwarz-weiß-braune Terrier, der sich in der ZDF-Serie "Da kommt Kalle" in die Herzen der Zuschauer gespielt hat.

Doch außer der Klingel ist heute nichts zu hören. Bis Christiane Zündel öffnet. "Nein, Haustiere haben wir nicht", gesteht die 64-Jährige, die die 1904 erbaute Villa seit 30 Jahren zusammen mit ihrem Ehemann Ulrich (67) bewohnt. Aber Kalle und seine Familie, die Andresens aus Flensburg, waren beiden schon sehr liebe Gäste. "Ganz ehrlich: Wir vermissen sie. Aber leider ist 'unsere' Filmfamilie Anfang dieses Jahres nach Othmarschen umgezogen. Die neue Kamera-Technik passte in unser 130 Quadratmeter kleines Haus einfach nicht mehr rein."

Klein? So wirkt es nicht gerade, als die Zündels mich herein bitten. Von der Haustür geht es durch den Windfang, einige Stufen hinauf in den Wohnbereich. Überall sind die Decken mit Stuck verziert, Treppe und alle Türen noch im Original, die Dielenböden frisch aufgearbeitet. Alte Möbel wechseln sich mit modernen Stücken ab. Überall sorgen die großen, runden Fenster für viel Tageslicht.

"Die Dreharbeiten waren für uns wie ein Hauptgewinn", sind sich die Zündels einig. "Es wurden drei aufregende Jahre, die uns ganz nebenbei dabei geholfen haben, unser Haus behutsam zu sanieren", sagt Ulrich Zündel: Einerseits haben die Filmleute nach den 26 Folgen fast alle Räume nach den Wünschen des Ehepaars grundrenoviert. Andererseits investierten die Zündels alle Einnahmen aus dem Nutzungsvertrag in ihre Immobile. Wie viel Geld das war, wollen sie zwar nicht verraten. Es reichte jedoch für umfangreiche Isolierungen, neues Glas in den 104 Jahre alten Fenstern und die Solaranlage auf dem Dach.

"Ich kann nur jedem empfehlen: Wenn mal Filmleute klingeln und nach einer Drehgenehmigung fragen - unbedingt zustimmen", sagt Christiane Zündel. Allerdings sollte man dann aber auch so viel Spaß an Neuem haben, wie sie und ihr Mann. Denn zwischen September 2005 und Januar 2008 musste das Ehepaar immer wieder für Wochen ihr Haus für die Filmaufnahmen verlassen. Insgesamt waren das mehr als vier Monate. Die Möbel waren drei Jahre lang eingelagert. "Wenn wir zwischen den Drehs hier waren, haben wir in der Filmkulisse gewohnt", erinnert sich Ulrich Zündel. Ein Umstand, der ihm und seiner Frau zahlreiche Gäste bescherte. Denn Nachbarn und Freunde ließen sich nicht zweimal bitten, wenn wieder eine "Einladung in die Filmkulisse" von den Zündels kam.

"Aber die Ruhe ist auch mal wieder schön", gestehen Ulrich und Christiane Zündel, als sie mich zur Wohnungsbesichtigung ins obere Stockwerk bitten. In der Serie ist dort das Reich der Kinder der Andresens: "Filmsohn Hanno bewohnt mein Büro, seine Schwester Merle unser Schlafzimmer", sagt der Hausherr.

Auch in diesen sehr modern eingerichteten Räumen erinnert nichts mehr an die Filmarbeiten, als die Villa neben den Schauspielern täglich von bis zu 40 Menschen vom Regisseur über Maskenbildner und Techniker bis hin zu Kabelträgern bevölkert wurde. "Es ist jetzt sogar aufgeräumter als vorher", freut sich Christiane Zündel. "Wir haben erst mal nur reingestellt, was wir brauchen. Eine ganze Menge liegt noch im Keller. Und ich glaube, wir werden uns von vielem trennen."

Beim Blick ins Bad werden dann aber doch wieder Erinnerungen wach: "Hier hat Merle mal ein junges Schwein gewaschen", sagt Ulrich Zündel mit breitem Grinsen. "Das war von einem Transporter auf dem Weg zum Schlachthof gesprungen. Natürlich durften die Eltern nichts davon mitkriegen. Aber beim Gassi-Gehen hat das Schwein dann doch kräftig mit Kalle im Matsch gespielt. Nach dem Waschen hat unser Bad vielleicht ausgesehen . . ."

Das nächste Türchen öffnen wir morgen auf der Vier- und Marschlanden-Seite.