Bergedorf (he). Für die einen ist es das Verkehrskonzept der Zukunft. Einige Kritiker warnen indes vor Chaos, andere, dass Kinder oder Senioren in einem ungeteilten Verkehrsraum Gefahr laufen, unter die Räder zu geraten: “Shared Space“, der Verzicht auf jegliche Trennung von Fußgängern, Radfahrern und Kraftverkehr, entzweit die Gemüter.

Für heute lädt die GAL zur Info-Runde ins KulturForum am Serrahn: Von 20 Uhr an diskutieren Shared-Space-Experte Oliver Neal und Malte Landmann, Vizevorsitzender der Wirtschaftsinitiative WSB, über die Vor- und Nachteile für ein Teilstück Weidenbaumsweg zwischen Alter Holstenstraße und neuem Bahnhof.

Keine Bordsteine mehr, viele Schilder und alle Ampeln abmontiert - Rechts-vor-Links und gegenseitige Rücksichtnahme sind die maßgeblichen Verkehrsregeln im Shared Space. In mehreren europäischen Städten wird das Konzept erprobt. Seit Mai läuft ein Praxistest in der 13 000-Seelen-Gemeinde Bohmte (Niedersachsen) auf einem knapp 500 Meter langen Straßenabschnitt.

Hamburgs schwarz-grüne Koalition hat vereinbart, in jedem der sieben Bezirke einen Shared Space einzurichten, für Bergedorf ist er zwischen Alter Holstenstraße und künftigem Bahnhofsvorplatz beantragt. "Über den Vorplatz sind bereits Entscheidungen gefallen, etwa zum Straßenbelag oder einem flachen Bordstein", bedauert GAL-Verkehrsexperte Norbert Fleige. Trotzdem wollen GAL wie CDU versuchen, den Platz einzubeziehen. Dort trafen bislang täglich eine knapp fünfstellige Zahl an Autos auf mehrere zehntausend Fußgänger.

Einen Bereich wolle die GAL jedoch "außen vor lassen", die Zufahrt von der B 5 zum Parkhaus unterm neuen ZOB. Ganz anders die Ideen zu den Parkplätzen am Straßenrand. Fleige: "Wir verstehen, dass sich die Geschäftsleute Sorgen um die 13 Stellplätze am Weidenbaumsweg machen." Künftig solle dort Raum für Ladevorgänge, zum Ein- und Aussteigen und für Krankenwagen geschaffen werden, die die vielen Arztpraxen ansteuern. "Dauerparkplätze für zwei Stunden mit Parkautomaten sehen wir aber nicht. Auch bisher hat dort kaum ein Patient jemals einen Stellplatz gefunden."

Widerspruch bei der CDU: "Die Kurzzeitparkplätze müssen bleiben, damit auch gehbehinderte Menschen eine Chance haben, ohne Taxi ihren Arzt zu erreichen", fordert Fraktionsvize und Verkehrsausschuss-Chef Lenhard Correll. Shared Space stehe derzeit vor der Testphase: "Wir müssen sehen, ob dies funktioniert. Und klären, ob und wie der Autoverkehr sich andere Wege sucht."