Klein-Moskau wird es genannt oder Little-Kasachstan. Neuallermöhe gilt bei Kritikern als kriminelles Pflaster und seelenlose Trabantenstadt. “Alles Vorurteile“, findet Jürgen Helms.

Ein (Ur)einwohner zeigt seine Lieblingsplätze und berichtet von viel Menschlichkeit im Stadtteil.

Der 43-Jährige liebt die Multikulti-Atmosphäre des Stadtteils, hat nirgendwo anders eine so menschliche Nähe wie zu seinen polnischen, türkischen, russischen und afghanischen Mitbewohnern empfunden.

Als einer der Ersten bezog er in den 90er Jahren mit Ehefrau und drei Kindern eine Wohnung in der Von-Halem-Straße. "Ich war als Lkw- und Bau-Maschinist mit der Grunderschließung des Gebietes beauftragt", sagt der aus Lohbrügge stammende Mann. "Wir lebten vorher im Alten Land, meine Frau wollte aber gerne zurück nach Bergedorf." Ein Umzug in das neu entstehende Wohngebiet bot sich daher an. Bis heute findet Jürgen Helms vor allem die Infrastruktur in der Siedlung vorbildlich: "Sportstätten, Kindereinrichtung, Ärzte und Einkaufsmöglichkeiten befinden sich in unmittelbarer Nähe. Wegen der günstigen Mieten ein toller Ort gerade für junge Familien. Trotzdem herrscht hier Sonntagmorgens angenehme Stille", sagt er. Dass Neu-Allermöhe eine ganz eigene Stadtteilkultur besitzt, räumt der sportliche Typ gerne ein. "Man muss sich dafür begeistern können."

Als Hausverwalter kümmert sich der Vater dreier Söhne seit 13 Jahren um etwa 1000 Wohnungen der Privatbau GmbH in Neuallermöhe-Ost und -West. Das war der einzige Grund, warum der 43-Jährige seinen privaten Lebensmittelpunkt vor einigen Jahren ins Ländliche verlegte. "Mich kannten hier einfach zu viele, da hätte ich nie vom Job abschalten können."

Noch immer ist Jürgen Helms die meiste Zeit des Tages in Neuallermöhe und das sehr gerne. "Es gibt hier sehr viel Lebensqualität", sagt er. Spazieren gehen, Sport treiben, Spaß für Kinder, zudem sind Naturschönheiten wie die Boberger Niederung oder die Elbe nicht weit. Attraktive Arbeitsplätze bietet das Gewerbegebiet in Allermöhe.

Den Blick von der Brücke an der Margit-Zinke-Straße über die Hainbuchenallee findet Jürgen Helms noch immer imposant wie auch die Grünanlagen und Wasserstraßen (Fleete) am Allermöher See. Ihn fasziniert die FesteBurg, wo Pastor Andreas Kalkowski predigt. "Ein ganz besonderer Mann", sagt er. Ohnehin seien für ihn neben den vielen schönen Plätzen in der Siedlung die Begegnungen mit besonderen Menschen in Erinnerung geblieben.

"Eine Nachbarin überrascht mich alle drei Monate mit Tiramisutorte, weil ich die so gerne mag", berichtet er. Viele Mieter, es seien vor allem die mit osteuropäischen Wurzeln, würden sich um kleine Ausbesserungsarbeiten in ihrer Wohnung auch mal selbst kümmern. "Da gibt es andere 'Spezialisten', die rufen mich wegen so etwas am Wochenende abends an."