Zwischen futuristisch schieren Neubauten erscheint immer wieder die über hundert Jahre alte Backsteinfassade der Speicher. Ein seltener Stilwechsel: Alt, neu, alt, neu. Die Straße Am Kaiserkai führt auf den Dalmannkai in die Hafencity. Der Wind ist auf der Elbe ungnädig, peitscht rau ins Gesicht.

Gabor Hahn wohnt mit seiner Familie in der Hafencity und möchte hier nicht mehr weg.

Vom Baumwall aus dauert es etwa zehn Minuten bis ein Wappen mit drei Eichenblättern auftaucht und an einer beige Hauswand in großen dunklen Lettern "Bergedorf Bille" zu lesen ist. Eine Anlage mit 42 Wohnungen hat die Baugenossenschaft Bergedorf Bille im Jahr 2006 in der Hafencity gebaut. Mietinteressenten gab es viele. Einer, der den Zuschlag bekam, ist Gabor Hahn.

"Am Anfang konnte ich diesen Platz nicht verlassen", sagt der 39-Jährige, der mit seiner Frau und zwei Söhnen im fünften Stock der Wohnanlage lebt. Ein moderner Glasfahrstuhl erspart Besuchern das Treppensteigen. Hahn steht vor einer dreizehn Meter langen Fensterfront. Braune Lamellen versperren hier und da die Sicht. Hahn lehnt sich hinaus. Sein Blick streift linker Hand die wellenförmig geschwungenen Marco-Polo-Terrassen. Dahinter - nur rund 400 Meter entfernt - liegt der blaue "Cruise Terminal", Anleger für das Kreuzfahrtschiff Queen Mary II. Gegenüber auf dem Strandkai entsteht ein Turm mit Luxuswohnungen. Heute ist es diesig, windig und regnerisch, aber bei klarer Sicht kann Hahn weit über den Hafen gucken.

Als der Stadtplaner, der heute als Marktforscher arbeitet, mit seiner Familie in die 90 Quadratmeter große Drei-Zimmer- Wohnung zog, gab es hier sonst nichts: Keine Häuser rund herum, keinen öffentlichen Nahverkehr, keinen Bäcker, keinen Supermarkt. "Das erste Jahr war schlimm", gibt Ehefrau Silke Werner (42) zu. "Vor allem der Baulärm." Doch mittlerweile hat sich viel getan. Bald eröffnet sogar eine Grundschule, die Levente (3) und Aeneas (2) besuchen sollen. Nur einen Supermarkt gibt es immer noch nicht und auch das Angebot für Kinder ist mau. Mit einer Elterninitiative hat Gabor Hahn den Bau eines Spielplatzes durchgesetzt und kämpft nun für ein Spielhaus: "Schließlich war mein Ältester das erste Kind in der Hafencity." Wegzuziehen kann sich die Familie nicht mehr vorstellen. Hamburgs jüngster "Kiez" ist für sie ein Zuhause geworden. "Es ist so spannend, hautnah mitzubekommen wie hier alles wächst", sagt Hahn.

www.am-kaiserkai.net