Dass er heute seinen 70. Geburtstag feiert, kann sich keiner vorstellen, der Ernst-Hermann “Enne“ Leverenz zum ersten Mal sieht. Gleich zwei Stufen auf einmal nehmend erreicht er im Laufschritt unsere Redaktion in der zweiten Etage des Verlagshauses, ist anschließend kein bisschen aus der Puste.

Dienstleister muss er sein, wie auch Psychologe: Seit 46 Jahren ist der Lohbrügger Bestatter.

So lebendig der smarte Bergedorfer wirkt, so morbid ist sein Beruf: "Enne" Leverenz ist Mitinhaber des Bestattungsinstitutes Leverenz. 1933 gründete sein Vater Ewald das Unternehmen in Lohbrügge. "Zunächst waren Beerdigungen für uns ein Nebenerwerb", sagt der 70-Jährige. Hauptgeschäftsfeld war eine Spedition. Hinzu kam 1949 ein Busunternehmen.

"Alle drei Geschäftfelder florierten, wir mussten uns irgendwann auf eines konzentrieren", sagt er. So wurde 1962 das Busunternehmen verkauft, die Spedition verschmolz mit dem Beerdigungsnetrieb. Die Familie Leverenz beschäftigte sich ab da nur noch mit Bestattungen. Im selben Jahr stieg "Enne" als ältester Sohn ins Unternehmen ein, absolvierte 1967 bei der Handelskammer Hamburg die Bestatterprüfung. Drei Jahre später kam sein Bruder Walter hinzu.

"Heute sind wir ein Fünfmannbetrieb", erklärt "Enne" Leverenz, der sich mit Geschäftspartner Michael Krüger die Firmenleitung teilt. Etwa 500 Beisetzungen gestaltet der Traditionsbetrieb pro Jahr. "Mit der Zeit hat sich die Bestattungskultur verändert", sagt der Familienvater. Die Zahl der Sterbenden ist um fünf bis zehn Prozent gesunken. Feuerbestattungen sind beliebter als Erdbestattungen. Auch möglich sind Seebestattungen, ewige Ruhe finden kann man mittlerweile sogar im Weltall.

"Immer mehr Menschen werden auch anonym auf einer Ruhewiese beerdigt", sagt Leverenz. Nicht alle Sterbenden haben heutzutage Nachkommen, die die Bestattung finanzieren und anschießend das Grab pflegen. Was der 70-Jährige gut findet: "Die Einstellung zum Sterben hat sich verändert. Man kann heute offener darüber sprechen." Viele haben mittlerweile sogar ganz konkrete Vorstellungen über den Ablauf der Zeremonie. Seit etwa 20 Jahren können alle Wünsche im Vorsorgevertrag festgelegt und vorfinanziert werden.

Um Details wie Blumenschmuck, Leuchter, Tücher und die Musikauswahl kümmert sich Ehefrau Susanne, mit der Leverenz seit zehn Jahren verheiratet ist. "Sehr beliebt ist der Song "Time to say Goodbye" von Andrea Bocelli und Sarah Brightman." Sie habe aber auch schon Gloria Gaynors 'I will survive'", gespielt.

Auch wenn er sich dafür noch mindestens fünfzehn Jahre Zeit lassen will, "Enne" Leverenz hat sich auch über sein eigenes Ende Gedanken gemacht. "Ein Lied von Chris Barber soll erklingen und ich möchte mit einer Erdbestattung in unserem Familiengrab beigesetzt werden", sagt er.

So konkrete Vorstellungen erschrecken Ehefrau Susanne nicht. "Alle Menschen sind irgendwann davon betroffen", sagt sie. Ohnehin sei es ihr eine Herzensangelegenheit, dem Tod das Unheimliche zu nehmen, auch ihren Kindern gegenüber. Das Paar hat die zehnjährige Tochter Victoria, Sohn Bennet ist neun. "Dieses Thema bestimmt unser Leben", sagt sie. Daher habe sie ihren Kindern von klein auf einen natürlichen Umgang mit dem Tod eines Menschen vermittelt.