Bergedorf (he). Die Messer-Attacke auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl ist vorläufiger Höhepunkt wachsender Gewaltbereitschaft in rechtsextremen Kreisen.

Intern streiten Rechtsextremisten über das richtige Konzept: Parlamentsarbeit oder Gewalt?

Davon sind zahlreiche Experten wie auch Konrad Freiberg überzeugt: "Junge Rechte regen sich überall, Auslöser ist der interne Streit um das richtige Konzept", sagt der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) aus Lohbrügge. "Während NPD-Kader den Weg durch die Kommunal- und Landesparlamente wollen", setzten viele junge Rechte auf Gewalt und Aktionen.

Das merken auch Bergedorfer Sozialdemokraten und Besucher einschlägiger Internetseiten, etwa der "Bürgerinitiative sicheres Bergedorf". "Wir haben mehrfach Polizeischutz angefordert, weil Neonazis Infostände massiv gestört haben, so am zweiten Adventssonnabend", bestätigt Peri Arndt, Vorsitzende des SPD-Distrikts Bergedorf. Im Internet verbreiten Rechtsextremisten derweil, "45 bis 50 Kameraden" hätten sich mit "linkem Pöbel" und "Müll-Sammlern" Auseinandersetzungen im Sachsentor oder Lohbrügge geliefert.

"Sicheres Bergedorf" hat das bürgerliche Deckmäntelchen fallen lassen: Links führen auf die NPD-Homepage oder "Heimatseiten" von Nazi-Publikationen. Die Verteilung von Weihnachtsmännern samt fremdenfeindlicher Flugblätter wird kommentiert, selbst Kinder "linker Spießgesellen" hätten sie genommen, trotz Mahnung, "von Nazis" dürfe man nichts annehmen, "auch keine braune Schokolade".

"Die Teilnehmerzahlen sind Wunschdenken der Rechten, aber zehn waren es schon", sagt Arndt. Wie sie hat auch Stephan Jersch, Vorsitzender der Linken in der Bezirksversammlung, Beobachtungen gemacht, die ihn zweifeln lassen, dass in Bergedorf nur Neonazis aus Barmbek oder Jenfeld aktiv sind. "Manche gehen nach Störaktionen zu Fuß davon." Um diese zu vermeiden, verzichtet die Linke längst darauf, Stände vorher anzukündigen.

Als "relativ ruhig" wertet Sigrid Stuff, Vize-Chefin des Polizeikommissariats 43, die Situation: "Wir haben mit mehr Aktionen gegen die Eröffnung der Bergedorfer Moschee gerechnet." Innenbehördensprecher Thomas Butter sieht dies unter anderem als Erfolg der Arbeit des Verfassungsschutzes.

Mit Blick auf die Messerattacke von Passau warnt GdP-Chef Freiberg, der Staat dürfe nicht gerade diejenigen allein lassen, die Rückgrat zeigen. Alois Mannichl hatte auf eigene Kosten einen Anwalt einschalten müssen, um gegen ihn gerichtete Drohungen im Internet vorzugehen. "Ein Unding", kritisiert auch Peri Arndt.