Hamburg. Bürgermeister Olaf Scholz wollte sie nicht, die CDU Bergedorf will sie: Eeine Stadtbahn. Mit einem neuen Verkehrskonzept geht die Bergedorfer CDU in die Offensive und entfacht die Diskussion über eine mögliche Bahnverbindung nach Geesthacht neu. Neben diversen Vorschlägen wie Kiss-and-Ride-Parkbuchten am S-Bahnhof Bergedorf und der Ausweitung des Stadtrads in den Hamburger Osten fordert die CDU auch eine neue Debatte um die Stadtbahn.
„Ich bin ein großer Freund der Stadtbahn. Das Knowhow ist vorhanden. Jetzt müssen wir schlafende Hunde wecken”, sagt Jörg Froh, verkehrspolitischer Sprecher der CDU Bergedorf. Ziel sei es, dem Pendlerverkehr zwischen Bergedorf und Geesthacht gerecht zu werden. „Es muss etwas passieren”, sagt Froh. Eine Trasse für die Strecke ist bereits vorhanden. Hier verkehrt bislang nur die Museumsbahn „Karoline”. Der Stadtrat Geesthacht hat bereits auf die neu angestoßene Diskussion reagiert und einen Prüfauftrag gestellt.
Auch in Hamburg stößt die Idee auf offene Ohren. „Ich halte die im Konzept angesprochenen Ideen für sehr kreativ und auch die Nutzung der AKN Trasse muss auf jeden Fall erneut überprüft werden", sagt Klaus-Peter Hesse, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion. „Die Idee sollte hinsichtlich der Kosten und dem zu erwartenden Nutzen geprüft werden", ergänzt Hesse. „Ein neues Verkehrssystem wie die Stadtbahn sollte aber nicht nur in Bergedorf fahren. Es kann seinen Nutzen nur entfalten, wenn ein ausreichend großes Streckennetz vorhanden ist".
Erst kürzlich hatte die Landesweite Verkehrsservice-Gesellschaft (LVS) im Regionalausschuss des Kreises Herzogtum Lauenburg eine Voruntersuchung vorgestellt, welche die Pendler hoffen lässt. Demnach könnten künftig drei Züge im 20-Minuten-Takt die Stecke befahren. Vom Geesthachter Schwimmbad über Düneberg, Escheburg, Börnsen und Bergedorf-Süd bis zur S-Bahnhaltestelle Nettelnburg in 19 Minuten. So plant es die LVS. „Realisierbar ist der Zugverkehr auf der Strecke allerdings frühestens in sechs bis acht Jahren”, sagt Verkehrsplaner Lukas Knipping.
Ein ähnlicher Entwurf wurde 1997 untersucht - und anschließend wieder verworfen. Damals sollten sechs Züge im Zehn-Minuten-Takt Personen auf einer zweigleisigen Strecke zwischen Bergedorf und Geesthacht hin - und herbefördern. Zu teuer und zu kompliziert sei damals der Ausbau gewesen, so Knipping.
Der neue Entwurf der LVS wäre eingleisig realisierbar. Mit zwei Parallelgleisen in Escheburg und am Bahnhof Bergedorf-Süd wäre die Streckennutzung in beide Richtungen möglich, ohne den kostspieligen zweigleisigen Ausbau der gesamten Strecke.
Hinzu kommt, dass die 14 Kilometer lange Gleisstrecke ursprünglich für den Personenverkehr gewidmet ist. So sind aufwendige Planfeststellungs- und Genehmigungsverfahren für den Personenverkehr nicht nötig. Obwohl die Trasse aus dem Jahr 1906 stammt, sind auch die Schienen nicht das Problem - sie wurden erst 1992 erneuert und sind noch in gutem Zustand.
Sicher ist die Umsetzung des Vorhabens allerdings noch nicht. „Es ist vorläufig nur ein Entwurf”, sagt Knipping. „Da muss noch vieles diskutiert werden”. Das soll jetzt eine Arbeitsgruppe übernehmen. Knipping: „Auf Basis des Entwurfs von 1997 wird diskutiert, wie wir weiter vorgehen”.
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