Hamburg. Der Badesee ist seit vielen Jahren wegen seiner schlechten Wasserqualität gesperrt. Wie Politik und Behörde das ändern wollen.

Die Politik kümmert sich erneut um das ewige Sorgenkind Eichbaumsee: In der jüngsten Sitzung des Regionalausschusses wurde deutlich, dass FDP, Grüne und SPD an einem Strang ziehen, um endlich klären zu können, ob der seit 15 Jahren durchgängig wegen Blaualgen gesperrte See in Allermöheüberhaupt wieder für den Badebetrieb freigegeben werden kann.

Über einen Antrag mit dem Titel „Beprobung der Wasserqualität des Eichbaumsees“, den FDP, SPD und Grüne eingereicht hatten, wurde allerdings nicht abgestimmt. Vor einer Abstimmung in einer der folgenden Sitzungen des Ausschusses sollen Experten der Umweltbehörde angehört werden.

Eichbaumsee seit Jahrzehnten gesperrt

Eigentlich sollte mit dem Antrag, den Stephan Meyns von der FDP initiiert hatte, der Weg für eine temporäre Freigabe des Sees als Badegewässer schon vom kommenden Sommer an geebnet werden. Die Bergedorfer Koalition fordert dafür eine „engmaschige Beprobung der Wasserqualität“. Je nach aktuellem Ergebnis könne dann eine elektronische Anzeige (Ampel) oder eine schlichte Flagge signalisieren, ob der durch die Algen erzeugte Phosphatgehalt im See Badenden zumutbar ist oder nicht.

Doch mit dem Beschluss, an die Bergedorfer Bezirksamtsleiterin heranzutreten, damit sie sich bei der Umweltbehörde dafür einsetzt, „dass die Wasserqualität des Eichbaumsees ab April 2023 mindestens alle zwei Wochen untersucht wird und auf Grundlage dieser Untersuchung über die Freigabe zum Baden und Schwimmen entschieden wird“, wollen die Politiker trotz des Zeitdrucks warten.

Hilft ein Durchstich zur Dove-Elbe?

Sie wollen erst wissen, ob ein Anschluss des Sees an die benachbarte Dove-Elbe möglich ist und ob so ein Durchstich die Phosphatwerte im See positiv verbessern könnte. „Wir müssen klären, ob das eine stabilere Situation ergeben würde“, betonte Heinz Jarchow (SPD). Sollte dies der Fall sein, soll diese Maßnahme in die Überlegungen einbezogen werden. Natürlich müsse auch die Form des Durchflusses geklärt werden, dessen „Mächtigkeit“ (Jarchow). „Wir sollten den Sachstand, der sich dann ergibt, abwarten“, sagte der SPD-Mann.

Die Bergedorfer Verwaltung hat am 28. November – unabhängig von den Plänen der Politik – einen Ortstermin mit Vertretern der Umweltbehörde, berichtete Lars Rosinski. Bergedorfs Baudezernent wies darauf hin, dass die Verwaltung sich auch um die Entwicklung anderer Bereiche nahe des Sees, etwa neue Stege im Regattabereich, kümmere und dass man die weitere Entwicklung des Eichbaumparks insgesamt im Blick haben müsse.

Öffnung des Sees würde die Badesituation im Landgebiet entspannen

Wie schnell ein Mitarbeiter der Umweltbehörde als Referent gewonnen werden kann, steht auf einem anderen Blatt. In der Vergangenheit haben sich Mitarbeiter der Umweltbehörde nur selten in dem Ausschuss, der sich um die Belange der Vier- und Marschländer kümmert, blicken lassen.

Eine Öffnung des Eichbaumsees würde die Gesamtsituation im Landgebiet entspannen, betonte Meyns. Denn in besonders heißen Sommern und während einer Pandemie wachse der „Druck auf die Naherholungsgebiete im Bezirk Bergedorf, insbesondere auf die Badegewässer“, soll heißen: Stünde der bei den Hamburgern einst besonders beliebte Eichbaumsee als Badesee wieder zur Verfügung, würde das andere Hotspots wie etwa den Hohendeicher See und das Naturschutzgebiet Boberger Dünen entlasten.

An warmen Tagen ist trotz des Badeverbots viel los am Eichbaumsee, machen es sich die Menschen am Strand bequem.
An warmen Tagen ist trotz des Badeverbots viel los am Eichbaumsee, machen es sich die Menschen am Strand bequem. © Heyen

Jörg Froh (CDU) lobte die Bergedorfer Verwaltung grundsätzlich für ihr Engagement und ließ kaum ein gutes Haar an der Umweltbehörde: „Dieser Antrag wäre überflüssig, wenn sie ihre Arbeit machen würde.“ Er befürchte, dass die Behörde nicht tätig wird: „Die sitzt das aus.“ Froh erinnerte an die lange Geschichte der vielen Bemühungen zur Rettung des Sees, die 1989 mit der ersten Sperrung ihren Anfang genommen habe. Seitdem gab es mehr als 15 Maßnahmen“, sagte der Christdemokrat. „2014 wurden dann alle Bemühungen eingestellt und kein weiteres Geld in die Rettung des Sees gesteckt.“ Bis dato waren 1,6 Millionen Euro investiert worden.

Referent der Umweltbehörde soll Antworten liefern

Karsten Schütt (FDP) betonte, dass eine engmaschigere Messreihe in jedem Fall sinnvoll sei: „Derzeit wird der See einmal im Monat durch das Hygieneinstitut beprobt.“ Schon jetzt handele es sich beim Eichbaumsee „um das am meisten und besten untersuchte EU-Badegewässer“, sagte Schütt. Die Universität Kiel habe dazu eine 84-seitige Masterarbeit veröffentlicht, allerdings „auf Englisch“. Auch diese wissenschaftliche Abhandlung wollen die Politiker bei ihrem weiteren Vorgehen berücksichtigen.

Schon im Hauptausschuss am 10. November soll die Einladung an die Referenten auf den Weg gebracht werden. Meyns würde den verschobenen Antrag gern in der Dezember-Sitzung des Regionalausschusses stellen, falls die Umweltbehörde einen langen Vorlauf benötige und ihre Termine/Projekte für das kommende Jahr noch im alten Jahr eintüte.