Hamburg (dpa/lno). Der HSV-Aufsichtsrat steht vor der Verpflichtung von Stefan Kuntz als Sportvorstand in der Kritik. Michael Papenfuß verteidigt als Chef die Vorgehensweise - und erklärt einen ausgebliebenen Rückruf.

Nach der Verpflichtung von Stefan Kuntz als neuer Sportvorstand des Fußball-Zweitligisten Hamburger SV hat Aufsichtsratschef Michael Papenfuß Kritik am Vorgehen des Kontrollgremiums zurückgewiesen. Vor dem am Dienstag verkündeten Wechsel von Jonas Boldt zu Kuntz (61) waren immer wieder Namen wie Felix Magath, Jörg Schmadtke oder Oliver Bierhoff in den Medien als Sportvorstand genannt worden. Zuletzt war auch über den Verbleib des 42-jährigen Boldt trotz des erneut verpassten Aufstiegs spekuliert worden. „Wir haben aber nur einem einzigen Kandidaten ein Angebot unterbreitet - und dieses ging an Stefan Kuntz“, betonte Papenfuß am Mittwoch in einem Interview auf der Vereins-Homepage.

Der Aufsichtsrat habe sich auf einen Zeitplan geeinigt und sich an diesem orientiert. „Nach dem Feststehen der Ligazugehörigkeit haben wir selbstverständlich auch Jonas die Gelegenheit gegeben, seine Analyse mit den aus seiner Sicht notwendigen Anpassungen vorzustellen“, sagte der ehemalige Banker, der auch Vizepräsident des HSV ist. Im Anschluss habe das Gremium die finalen Analysen und Bewertungen vorgenommen. Schließlich sei der Kontakt zu Kuntz hergestellt und Boldt persönlich informiert worden. „Jahrelang war der Vorwurf an den Aufsichtsrat, dass er zu viel spricht und zu viel, teils direkt aus Sitzungen durchsickert. All das ist diesmal nicht passiert“, sagte der 69-Jährige. Eher hätten sich Außenstehende über die Medien ins Gespräch gebracht. „Und hinsichtlich der vermeintlichen Absagen möchte ich nur so viel sagen: Nach meinem Verständnis kann man Absagen nur dann erteilen, wenn es weiterführende Gespräche und entsprechend ein Angebot gab“, betonte er.

HSV-Ikone Magath hatte sich zudem öffentlich beschwert, dass ihn Papenfuß nicht zurückgerufen habe. Er habe sich bei Magath entschuldigt, sagte der Kontrollchef. „Dazu möchte ich allerdings anmerken, dass ich Felix Magaths Anruf natürlich nicht ignoriert habe, sondern ihn sofort im Personalausschuss des Aufsichtsrates erwähnt habe.“ Daraufhin habe ihn einer von Papenfuß' Kollegen angerufen, „so wie wir es gemäß der Aufgabenteilung im Rat besprochen hatten, womit für mich der Rückruf erledigt war“.

Eine Erweiterung des Vorstands auf drei Positionen ist laut Papenfuß aktuell kein Thema. „Damit beschäftigen wir uns derzeit nicht. Die Organisation und Führung der HSV Fußball AG ist stark und voll handlungsfähig“, sagte er. Neben Kuntz ist weiterhin Eric Huwer für die Finanzen verantwortlich. Ex-Nationalspieler Kuntz wird am Donnerstag (12.30 Uhr) offiziell vorgestellt.