Themen: 0:1-Niederlage gegen Holstein Kiel +++ Wagenknecht und die Methode Trump +++ Wallringtunnel +++ Hadag-Fähren fallen aus

Die nötige Gier fehlt

22. April: „Kommt es jetzt zum großen Umbruch? Nach der 0:1-Niederlage gegen Holstein Kiel kann der HSV für ein siebtes Zweitligajahr planen. Der Club braucht Veränderungen“

Ein gelungener Artikel, aber mit Schwächen. Der Achsenspieler Glatzel ist überall auf dem Platz, aber selten da, wo er hingehört, im Strafraum. Es sind in meinen Augen zu viele Spieler im Kader, denen die nötige Gier fehlt aufzusteigen. Wenn es nicht klappt, wartet ja ein Bundesligist auf mich. Talente werden nicht eingesetzt (hinterher wundert man sich, wieso die sich einen anderen Verein suchen). Dafür kommt ein Herr Nemeth auf den Platz, der gefühlt seit 100 Jahren kein Tor mehr geschossen hat, und an Torjäger Sanne wird nicht mal gedacht. Ein radikaler Umbruch ist vonnöten. Nicht nur bei den Spielern. Es gibt dann wieder Erklärungen, warum, was nicht lief, ein einzelner Kopf wird geopfert und dann frischen Mutes in die neue Saison. Denn nächstes Jahr haben wir ein Déjà-vu und das Murmeltier grüßt wieder. Glückwunsch an Kiel und den anderen Hamburger Klub zum Aufstieg. Vielleicht sollte man da mal hospitieren, um zu lernen, wie es geht.

Michael Herold

Sie hat etwas zu sagen

22. April: „Wagenknecht und die Methode Trump. Die BSW-Gründerin stilisiert sich als Einzelkämpferin und Gegenentwurf zur etablierten Politik“

Der Beitrag von Frau Görs über Frau Wagenknecht ist sehr holzschnittartig. Die von ihr unterschwellig kritisierten Kostüme von Frau Wagenknecht zeigen doch nur, dass Frau Wagenknecht, anders als viele andere – z. B. Frau Göring-Eckardt– nicht die Kontrolle über ihren Körper (Zitat Karl Lagerfeld) verloren hat und nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich sehr aufgeräumt ist. Das gilt ebenfalls für die stattliche Anzahl von Talkshow-Auftritten, in die sich Frau Wagenknecht sicher nicht selbst einlädt, sondern eingeladen wird, weil sie etwas zu sagen hat. Dort zeigt sie im Übrigen ein ums andere Mal, dass sie den meisten ihrer Mitdiskutanten intellektuell deutlich überlegen ist. Ihr vorzuhalten, dass ihre Mitglieder Multiplikatoren einer Spitze sind, der die Bodenhaftung entgleitet, klingt ebenfalls sehr bemüht, wenn man bedenkt, dass den Altparteien, insbesondere den Regierungsparteien, diese Bodenhaftung zwischenzeitlich komplett entglitten ist. Anderenfalls hätten Parteien wie z. B. das Bündnis Sahra Wagenknecht nicht diesen Zulauf.

Michael Pistorius, Hamburg

Deutschland spielt Jenga

20. April: Hamburger KRITIken: „Warum Deutschland ein Vorbild ist. ... wie man es besser nicht macht: Die Energiewende wird zum abschreckenden Beispiel“

Vielen Dank für die sachlichen und fundierten Analysen über die Welt, Deutschland und Hamburg. So wie der Sahara-Sand nicht an deutschen Grenzen gestoppt werden konnte, wird auch die Erderwärmung nicht an deutschen Grenzen stoppen. Egal, was wir in Deutschland noch so alles planen. Ja, wir werden ein abschreckendes Beispiel sein. Denn auch der soziale Frieden hängt davon ab, dass Menschen arbeiten gehen und Wirtschaftsunternehmen (egal ob klein oder groß) erfolgreich sind. Deutschland spielt Jenga. Und irgendwann stürzt der Turm leider ein. Und vermutlich dauert es nicht mehr allzu lange. Mal sehen, wer dem Vorbild Deutschland folgt.

Jens Wegener

Politisch so gewollt

20. April: „Wallringtunnel: gesperrte Spur gibt Rätsel auf“

Die Sperrung der rechten Fahrspur des Wallringtunnels und die damit verbundenen Staus sind also politisch gewollt. Die dadurch für den Notfall geschaffene Rettungsgasse für Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr, Polizei und Krankenwagen ist wirklich eine gute Idee. Ich schlage vor, man sperre aus diesem Grunde auch rechte Spuren auf weiteren Einfallstraßen und vor allem in allen Röhren des Elbtunnels.

Jürgen Funck, Marschacht

Schöne Erinnerungen

20. April: Schumachers Woche: „Wind Nord-Ost, Startbahn null-drei …“

Tja, schöne Erinnerungen. Als die Platte herauskam, hatte ich gerade meine ersten Kontakte mit der Fliegerei und dabei bemerkt, dass es mit der ‚grenzenlosen Freiheit‘ eines Piloten nicht weit her ist. Flugplan erstellen, anmelden, dann die Stationen abfliegen und per Funk melden – der Vorgang war schon damals maximal bürokratisiert. Sicher aus guten Gründen. Ich habe schnell beschlossen, auf den eigenen Pilotenschein zu verzichten, und bin lieber bei Freunden und Kollegen mitgeflogen. Davon gab es damals mehrere – es war die gute alte Zeit, als die Mittelklasse noch wohlhabend war und sich solche Hobbys leisten konnte. In meiner Umgebung gab es drei Privatpiloten, einen mit eigenem Flugzeug und vier Hobbysegler, zwei mit eigenem Boot. Heute ist das alles vorbei. Anstatt Sportflugzeug oder Segelyacht haben die Leute höchstens mal ein besseres Handy, damit können sie zwar nirgends mehr hinfliegen, aber leichter Bescheid sagen, dass sie nicht kommen werden. Bei den unteren Gehaltsklassen reicht es noch nicht mal mehr für ein Auto, die warten jetzt am Straßenrand auf den Bus. Daher kommt das graubraune Gebrüll.

Herbert Albrecht

Kritik führt nicht weit genug

19. April: „Hadag-Fähren fallen aus: Schiffsführer gesucht. Zehn Millionen Fahrgäste auf immer weniger Fahrten. Für eine Linie richtete Initiative ‚Fährt sie?‘ sogar eine Webseite ein“

Die Kritik an der Hadag führt noch nicht weit genug. Schließlich gibt es hier auch erhebliche Defizite, die sofort abgestellt werden könnten, wenn man nur einmal an die Linie 73 nach Wilhelmsburg denkt, wo seit jeher am Anleger an den Landungsbrücken eine vernünftige Ausschilderung dafür fehlt, dass Musical-Gäste eine andere Fähre benutzen sollen, sodass dann nicht selten schon viele auf ihren Plätzen sitzende Fahrgäste in einem großen Schwung und mit einer schlechten Nutzererfahrung für den HVV wieder aussteigen müssen. Zudem existieren auf der Linie 73 ferner Fälle, in denen man einen effizienten Fahrplan zumindest hinterfragen darf, da mittlerweile im Feierabendverkehr auch vermehrt Fähren eingesetzt werden, die selbst bei Niedrigwasser zu hoch dafür sind, um die eigentliche Endstation am Ernst-August Ufer, die hinter der Argentinienbrücke liegt, noch erreichen zu können. Deshalb erscheint die Misere in vielerlei Hinsicht leider hausgemacht, zumal ebenfalls das Problem eines zunehmenden Fachkräftemangels in der Wirtschaft alles andere als neu ist, weswegen viele Firmen schon vor etlichen Jahren damit begonnen haben, gerade an ihren sensiblen Stellen deutlich mehr jüngere Menschen auszubilden!

Rasmus Ph. Helt

Verkehrswende gelingt so nicht

19. April: „Fahrgast-Rekord: Das ist die beliebteste Buslinie Hamburgs. 321 Millionen Menschen nutzten im vergangenen Jahr die Busse von Hochbahn und VHH. Welche Strecken am stärksten nachgefragt wurden“

Der Kalauer des Tages: MetroBus-Linie 3 wird zur beliebtesten Buslinie Hamburgs gekürt. Was sind die Kriterien für diesen Erfolg? Voll besetzte Busse stehen häufig im Stau, nicht nur im Berufsverkehr, sondern auch, wenn die Autobahnen 7 und 23 überlastet sind oder in den Arenen Großveranstaltungen stattfinden. In letzter Zeit sind viele Fahrten ganz ausgefallen. Dann kann sich glücklich schätzen, wer ein Fahrrad hat oder gut zu Fuß ist. Das konnte man an diesem 19. April wieder erleben. Seit 50 Jahren (!) wird immer wieder eine Stadtbahn, U- oder S-Bahn versprochen. Doch darauf wird man mindestens noch 20 Jahre warten müssen. Auch das als Zwischenlösung angekündigte Hochleistungsbussystem verschwindet möglicherweise in einer der großen Schubladen in der Verkehrsbehörde. Wieso soll man eine Schnellbahn bauen, wenn die Busse so beliebt (= überfüllt) sind? Dieser Eindruck wird im Artikel über die Hafenfähren auf derselben Seite 9 bekräftigt: ‚Zehn Millionen Fahrgäste auf immer weniger Fähren‘ lautet die Zwischenüberschrift. So wird die Verkehrswende nicht gelingen.

Jürgen Beeck, Hamburg

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