Kiel (dpa/lno). Mit einer Studie will das Sozialministerium in Kiel Handlungsempfehlungen gegen Einsamkeit im Alter entwickeln. Die SPD befürwortet hingegen einen praktischeren Ansatz.

Um Einsamkeit im Alter entgegenzuwirken, hat die schleswig-holsteinische SPD-Fraktion „Vor-Ort-für-Dich-Kräfte“ nach dem Vorbild der Gemeindeschwestern gefordert. Rund 150.000 Menschen über 80 Jahre erhielten bisher noch keine Unterstützung durch die Pflegeversicherung, betonte die Sozialpolitikerin Birte Pauls am Donnerstag in Kiel. „Hier würde eine „Vor-Ort-für-Dich-Kraft“ konkret vor Ort schauen, ob Hilfe in der Versorgung im Alltag benötigt wird und wie die Menschen in ihrer Umgebung eingebunden sind und Teilhabe erleben.“ Ziel sei es, dass die Menschen so lange wie möglich selbstständig zuhause leben könnten und dabei nicht einsam seien.

Das professionelle Personal sollte nach Angaben von Pauls bestenfalls bei den Kommunen angesiedelt sein. Sie plane dabei mit etwa 1,5 Vollzeitstellen je Kreis in Schleswig-Holstein - bei elf Kreisen bedeute dies rund 16 Vollzeitstellen. Dabei rechne Pauls mit jährlichen Kosten von maximal 2,8 Millionen Euro. Doch durch die präventive Arbeit der Kräfte könne gleichzeitig deutlich an Geld gespart werden, wenn dadurch der Pflegebedarf der älteren Menschen verzögert werde.

Die von Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) angekündigte Studie zu Einsamkeit im Alter sieht Pauls hingegen kritisch. „Ich erwarte, dass die Sozialministerin endlich mal ins Handeln kommt“, betonte sie. Die Studie dürfe nicht als herauszögerndes Instrument genutzt werden, auch wenn diese gut und sinnvoll sei.

In der Studie sollen laut Sozialministerium der Ist-Zustand und die Bedürfnisse älterer Menschen anhand qualitativer Interviews erhoben werden. In einem weiteren Schritt würden gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kommunen und anderen ehrenamtlichen Akteurinnen und Akteuren der Seniorenarbeit Handlungsempfehlungen entwickelt, die dann in Kursen an Mitarbeitende in der Seniorenarbeit vermittelt werden sollen. Laut Ministerium leidet in Schleswig-Holstein jeder fünfte Senior und jede fünfte Seniorin an Einsamkeit.