Themen: Flüchtlinge am Botanischen Garten +++ Wird Abtreibung Kassenleistung +++ Dohnanyi am Freitag +++ Wichtigeres als Gendersprache

Sache ist nicht für durchdacht

17. April: „Flüchtlinge am Botanischen Garten: Das sagt die Politik. Wirbel um geplante Unterkunft auf dem Parkplatz am Loki-Schmidt-Garten. Es gibt eine Alternatividee“

Es gibt eine Anbindung an den Nahverkehr ja, aber das Elbe-Einkaufszentrum als Nahversorgung zu bezeichnen ist wohl ein Witz. Das geht für Menschen mit Auto. Zu Fuß den Weg von zwei Kilometern mit Einkäufen zu machen, ist schon sportlich. Ich halte diese Sache nicht für durchdacht, da gibt es bestimmt geeignetere Orte.

Karin Campbell

Frauen sollten selbst entscheiden

16. April: „Wird Abtreibung Kassenleistung? Die Ampel will Paragraf 218 überprüfen und Schwangerschaftsabbrüche erleichtern“

Die Überschrift des Artikels zur Beratung über den Paragraf 218 schafft doch noch mehr Gegner. Es sollte endlich so weit sein, dass jede Frau selbst, ohne an Kosten denken zu müssen, darüber entscheiden kann, ob sie in der Lage ist, Mutter zu sein oder nicht.

Doris Kopperschmidt-Derichs, Schenefeld

Gelinde formuliert

12. April: „Dohnanyi am Freitag: Außenpolitischer Dilettantismus. Hamburgs Altbürgermeister im Gespräch. Heute über die Kanzler-Reise nach China“

Die Leserbriefe zu Dohnanyi am Freitag sind etwas unzureichend dargestellt. Der Altbürgermeister hat seine politische Erfahrung plausibel erwähnt und die Äußerungen der Bundesaußenministerin Baerbock (Grüne) gegen eine Großmacht wie China noch gelinde formuliert. Das politische Agieren von Frau Baerbock gegen China wiederholt sich Jahr um Jahr. Ihre Kommentare sind unüberlegt und befremdlich. Auffallende Kritik gegen China wurde bereits letztes Jahr im Juli in den Medien veröffentlicht. Ihre barsche Rhetorik gegen den damaligen chinesischen Außenminister Qin Gang war schon peinlich und unsensibel genug. Deutschland kann sich nicht vom weltweit größten Handelspartner China zurückziehen. Die wirtschaftlichen Beziehungen bestehen schon seit mehreren Jahrzehnten, da gab es die Partei Bündnis 90/ Die Grünen noch nicht. Dafür pflegt die amerikanische Finanzministerin Janet Yellen weiterhin vertrauensvolle Beziehungen zu China. Gerade kürzlich war sie wieder dort. Insofern hat Herr von Dohnanyi (SPD) nicht Unrecht, wenn aus Deutschland solche unüberlegten und schädlichen Äußerungen mit einem wichtigen Wirtschaftspartner wie China kontraproduktiv ausgehen könnten. Um die Wogen wieder zu glätten, darf nun der Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), bei seinem dreitägigen Besuch in China, Unannehmlichkeiten wieder erneut zurechtrücken.

Rita Humpke, Hamburg

Nicht unnötig schwer machen

11. April: Kommentar „Wichtigeres als Gendersprache. Wir sollten uns auf echte Probleme konzentrieren“

Es stimmt, es gibt Wichtigeres als Gendersprache. Ja, wir sollten uns auf echte Probleme konzentrieren, z.B. auf Bildung. Im Grunde könnte das Volksbegehren überflüssig sein. Denn wir haben einen Rechtschreibrat als zentrale Instanz für die deutsche Rechtschreibung. Danach sind Schreibweisen wie Bürgerinnen und Bürger und Bürger/-innen korrekt, nicht aber BürgerInnen, Bürger:innen, Bürger_innen und Bürger*innen. Die amtliche Regelung ist prinzipiell die verbindliche Grundlage für den Unterricht sowie für den amtlichen Schriftverkehr und die Normsprache. Und das mit gutem Grund. Denn eine einheitliche Rechtschreibung - Duden sei Dank - ist eine Lesehilfe! Sie ermöglicht ein schnelles, sinnerfassendes Lesen. Und die gute Nachricht ist: Rechtschreibung ist nicht so kompliziert, wie sie oft gelehrt wird. Kinder können beim Lesenlernen zugleich richtig schreiben lernen, wenn ihnen die Grundprinzipien der deutschen Sprache und Schrift kindgerecht vermittelt werden. Und hier liegt die Krux der Gendersprache: Sie ist nicht konform mit der Systematik der deutschen Sprache. Die Genderzeichen sind nicht Bestandteil unseres Schriftsystems bzw. werden regelwidrig gebraucht, wie der Doppelpunkt oder das große Binnen-I inmitten eines Wortes. Beim Sprechen des Gendergaps verändert sich die Betonung und es wird eine Sprechpause eingelegt. Das irritiert. Bei der Deklination fallen Endungen weg (den Schülern:innen). Und im Singular wird es ganz schwierig: Vielleicht: Welche/r A/Ärzt:in hat Dienst? Und dann noch die Komposita: Im Lehrer*innenzimmer findet die Lehrer*innenkonferenz statt! Machen wir es doch Menschen, die Deutsch und Lesen und Schreiben lernen, nicht unnötig schwer. Denken wir dabei vor allem an die 25 Prozent der Kinder, die am Ende der Grundschule nicht ausreichend lesen können, und an die 50 000 Schüler/-innen, die jährlich ohne Abschluss die Schule verlassen.

Prof. Dr. Inge Blatt, Universität Hamburg

Zuverlässige Grundversorgung fehlt

15. April: „Opposition kritisiert Atomausstieg als historischen Fehler. Wie wirkt sich die Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke vor einem Jahr auf die Strompreise aus? Politiker und Experten sind sich uneins“

Es ist wohl so, dass der Ausstieg in Deutschland unumkehrbar ist, denn die Koalition hat alle Brücken für eine Rückkehr abgebrochen. Der Kardinalfehler ist dagegen bei Frau Merkel zu suchen, die viel zu schnell nach Fukushima die Kehrtwende der Union vollzogen hat, statt zunächst einmal die Situation im erdbeben- und tsunamigefährdeten Japan zu untersuchen, die allein für die Katastrophe ursächlich war. Wenn jetzt die Union ein Klagelied anstimmt, dann sollte sie vor allem einmal die eigene Geschichte aufarbeiten. Doch muss man Frau Merkel eines zugutehalten. Vor ihrer Zeit hat ein gewisser Herr Trittin seine Zeit, acht Jahre lang als Bundesumweltminister, dafür genutzt, die Atomangst in der Bevölkerung zu schüren. Es mag diese Situation gewesen sein, die Frau Merkel veranlasst hat, im Hinblick auf die nächste Wahl nicht an der Laufzeitverlängerung festzuhalten, sondern den Ausstieg zu beschließen - also ein politisches und kein sachliches Vorgehen. Nun fehlt in Deutschland eine zuverlässige Grundversorgung, und Kohle, Gas oder Importe treten an deren Stelle für die Zeit, wo kein Wind weht, und keine Sonne scheint.

Dr. Gunter Alfke, Hamburg

Oberflächliche Argumentation

13. April: Leitartikel: „Elterngeld: genug genölt. Für Jungfamilien wird in Hamburg viel getan, aber es reicht ihnen nie“

Zum Kommentar möchte ich folgendes mitteilen: Ich bin Vater einer 14 Monate alten Tochter, befinde mich zurzeit in Elternzeit und führe die Eingewöhnung in der Kita durch. Wenn ich wieder zur Arbeit gehe, werde ich meine Tochter insgesamt 8,5 Monate betreut haben, davon drei parallel mit meiner Frau, zwei davon nach der Geburt im Wochenbett. Das war nur möglich, da ich in einem tarifgebundenen Job mit einem hohen Einkommen und einer sehr großzügigen Urlaubs- und Überstundenregelung arbeite. Der Kommentar von Frau Jessen macht mich deshalb wütend: viele Väter haben nicht diesen Luxus und gerade im Wochenbett nicht komplett da sein zu können (da man es sich ohne Elterngeld nicht leisten kann), wird für viele Familien sicherlich eine Belastung sein. Ist ja schön, dass Frau Jessen ihre Kinder vor langer Zeit großgezogen hat und nun meint, da sie damals eine harte Zeit hat, wir jungen Eltern uns heute nicht so anstellen sollen. Eine sehr oberflächliche Argumentation, diesem Muster nach, wären soziale Verbesserungen komplett unmöglich. Die von der Ampelregierung beauftragt Elterngeld-Studie hat in meinen Augen gute Vorschläge gemacht: drei Monate exklusiv für jeden Elternteil und der Rest flexibel je nach Situation verteilbar. Es bleibt ein Rätsel, warum man das nicht so umgesetzt hat.

Tobias Langguth, Hamburg-Harburg

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