Themen: Außenpolitischer Dilettantismus +++ Blick in neue Heime für Obdachlose +++ Kita in Altona ohne Spielzeug

Verdrehung von Tatsachen

12. April: Dohnanyi am Freitag: „Außenpolitischer Dilettantismus. Hamburgs Altbürgermeister im Gespräch. Heute über die Kanzler-Reise nach China“

In der oftmals ausweglos erscheinenden außen- und sicherheitspolitischen Lage der aktuellen Weltunordnung mahnt der Ex-Bürgermeister zu Recht die Verhandlungsbereitschaft aller Konfliktparteien an. Durchaus legitim ist auch seine Forderung, dass die westliche Politik angesichts dieser Notwendigkeit Verhandlungspartner nicht schon deshalb ausschließen darf, weil Blut an ihren Händen klebt. Wäre Herrn von Dohnanyis Plädoyer bei diesen Forderungen geblieben, hätte er meines Erachtens einen bedenkenswerten Beitrag zum Thema realpolitischer Friedenspolitik geleistet. Leider finden sich im Interview auch Äußerungen, die für mich als Anhänger der freiheitlichen, rechtsstaatlichen Demokratie unverständlich und inakzeptabel sind. Die Demokratie lebt zwar vom kontroversen Diskurs, in dem auch im positiven Sinn quergedacht (originell und unüblich) werden muss, aber nicht in der Bedeutung von sogenannten Querdenkern, die Fakten leugnen oder verdrehen. Wenn Herr von Dohnanyi in Zweifel zieht, dass das chinesische Regime eine Diktatur ist oder wie vielfach in seinen wöchentlichen Interviews in dieser Zeitung suggeriert, die westliche Politik habe Putin zum brutalen Krieg gegen die Ukraine motiviert, dann grenzen solche Bewertungen an die Verdrehung von Tatsachen. Den internationalen Haftbefehl gegen Putin als das alleinige Ergebnis sogenannter ukrainischer nationalistischer Politik und der Politik des politischen Kindskopfes Baerbock darzustellen, ist eine weitere Grenzüberschreitung im dreifachen Sinn. Denn erstens hätten zwei Akteure alleine den Haftbefehl nicht bewirken können; zweitens stellt der Vorwurf den legitimen Verteidigungswillen der Ukraine in eine politisch anrüchige Ecke; drittens ist die Charakterisierung der deutschen Außenministerin ein böswilliger Affront, sie agiert ja nun wirklich nicht wie ein Kindskopf, der laut Duden zu Albernheiten und Kindereien neigt. Dass der angesehene Außenpolitiker der SPD Michael Roth vor wenigen Wochen den Abschied von der Politik auch mit Enttäuschung über viele seiner Parteigenossen begründete, verwundert mich nicht, wenn ich die Auslassungen von Herrn von Dohnanyi lese, die ja in seiner Partei sicherlich einen größeren Resonanzraum haben.

Dr. Johannes Röhrig, Hamburg

Frieden schaffen ohne Waffen

Es war so – es ist so – und es bleibt so: Frieden schaffen ohne Waffen! Und dies ohne Wenn und Aber für uns alle.

Hannelore und Dieter Moldenhauer

Stimmungsmache

Bei allem Respekt vor Klaus von Dohnanyi finde ich seine Kritik an unserer Politik bisweilen überzogen. So sollte es möglich sein, trotz aller wirtschaftlichen Interessen, eine Diktatur als eine solche zu benennen. Selbst wenn die eine oder andere politische Äußerung zu autokratischen Regierungsformen überzogen scheint, könnten Kommentare namhafter, verdienter Politiker moderater ausfallen. Klaus von Dohnanyis Wortwahl im Artikel zur Kanzlerreise, zur Äußerung der Außenministerin zur chinesischen Regierungsform empfinde ich als Stimmungsmache.

Heinz-Jürgen Pape

Es sind Menschen

12. April: „Blick in neue Heime für Obdachlose. Behörde zeigt Anwohnern in Niendorf, wie die pflegebedürftigen Bewohner untergebracht werden“

Vor knapp 50 Jahren wurde in den Räumen des ehemaligen Kinderkrankenhauses Hochallee ein Übergangswohnheim für psychisch kranke Menschen gegründet, was durchaus zu Beunruhigung unter den Nachbarn in diesem großbürgerlichen Wohngebiet führte. Glücklicherweise gab es die heutigen medialen Möglichkeiten noch nicht, sonst hätte sich diese Einrichtung dort vermutlich nicht etablieren können, in der sich seitdem Menschen wieder auf ein eigenständiges Leben vorbereiten können. Wenn Sie als Anwohner des neuen Pflegeheims für Obdachlose in Niendorf die Möglichkeit haben, die leeren Räume der Einrichtung anzusehen, trauen Sie sich, auch die Bewohner selbst aufzusuchen, wenn sie dort leben, und Sie werden feststellen, es sind Menschen – sicher mit einer anderen, womöglich schwierigeren Lebensgeschichte als Sie selbst, aber Menschen, keine Monster. Und Sanktionen? Es werden Mitarbeiter dort sein, die kompetent eine verantwortliche Arbeit machen. Wen wollen Sie da sanktioniert wissen und wie und mit welchem Recht? Stellen Sie sich vor, Sie oder ein Ihnen nahestehender Mensch lebt in einer Einrichtung, wo Anwohner argwöhnisch auf die Einhaltung von Sanktionen gegen Fehlverhalten von Bewohnern dringen. Mit Recht würden Sie dies als eine völlig unzulässige Grenzüberschreitung erleben.

Michael Clos, Psychologischer Psychotherapeut

Kritik wird den HSV nicht stören

11. April: „HSV: Fan-Ärger über Dauerkartenentscheidung. Steuerliche Gründe: Club streicht Vergünstigungen für Mitglieder“

Vielen Dank für die engagierte Berichterstattung über den HSV, auch zur Streichung des Dauerkartenrabatts, obwohl andere Themen sicherlich noch wichtiger sind, wie z.B. das Mitgliedervotum bei der Mitgliederversammlung gegen die Veräußerung von mehr Anteilen (leider) oder dass Jonas Boldt mit dem immer höchsten Etat in der Liga am Ende der Saison wahrscheinlich sechsmal nicht aufgestiegen ist (und dabei weiterhin eine kaum erträgliche Arroganz an den Tag legt). Da aber erstaunlicherweise die Mitgliederzahlen weiterhin rasant steigen, wird es den HSV nicht stören, wenn Mitglieder die Streichung des Vorteils kritisieren. Statt nur einer Streichung könnte der Verein sich natürlich auch einen Vorteil überlegen, von dem alle Mitglieder etwas Positives haben.

Christoph Kempermann, Hamburg

Wohin soll das führen?

9. April: „Scharmützel um die Sedanstraße. Initiative, Grüne und Linke im Bezirk Eimsbüttel wollen Straße umbenennen, Anwohner wehren sich und starten Petition“

Die Sedanstraße sollte bleiben, weil sonst auch die Waterloo- und die Belle-Alliance-Straße umbenannt werden müssten. Dazu kommen noch all die Straßen in Dulsberg, die an Orte erinnern, die Deutschland verloren hat: Metzer- und Lothringer- und Vogesenstraße. Wohin soll das führen? Ich habe das Gefühl, dass einige Leute Langeweile haben und über solchen Unsinn nachdenken.

Renate Sparr

Wer soll das alles bezahlen?

Ungeachtet dessen, dass ich die Umbenennung der Sedanstraße für eine völlig überzogene Idee halte, sollte hier mal gefragt werden, wer das alles bezahlen soll? Änderungen von Straßenschildern, Straßenplänen, Navis, Briefpapier, Firmenschilder und -adressen, Visitenkarten, Internetseiten, Ausweisen, Grundbucheinträgen und so weiter. Wenn der Historikerin Johanna Meyer-Lenz eine Umbenennung so wichtig ist, dann sollte sie auch für die Kosten dafür aufkommen. Mal sehen, wie wichtig ihr das Anliegen dann noch ist.

Malte Gumpricht

Es gibt bestimmt Alternativen

12. April: „Eine Kita in Altona funktioniert ganz ohne Spielzeug. Ungewöhnliches Konzept soll Kreativität und Fantasie der Kinder anregen. Wie der Alltag läuft und was eine Pädagogik-Professorin sagt“

Ich finde die Idee grundsätzlich toll und nachahmenswert. Was mich allerdings stört, dass Lebensmittel zum Spielen benutzt werden. Es gibt da bestimmt Alternativen, z.B. Holzstäbchen wie beim Mikado. Ideen haben die Betreuer bestimmt genug.

Karin Vester, Ahrensburg

Fristenlösung ist längst überfällig

10. April: „Werden Abtreibungen jetzt legal? Experten empfehlen, Schwangerschaftsabbrüche in den ersten zwölf Wochen zu erlauben. Scharfe Kritik aus der Union“

Immer wieder die sogenannten Argumente der Ewiggestrigen (u.a. aus den Reihen von CDU/CSU und der Kirchen), oftmals mehr scheinheilig als heilig, zu lesen, finde ich schlichtweg unerträglich. Die Fristenlösung ist längst überfällig.

Astrid Schaefer, Schwerin

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