Hamburg (dpa/lno). Die Verkehrsbehörde sieht sich bei der Mobilitätswende auf gutem Weg. Immer häufiger verzichten die Hamburgerinnen und Hamburger auf das Auto, heißt es. Bei der Opposition sieht man das skeptisch.

Die Zahl privat genutzter Autos in Hamburg ist in den vergangenen zweieinhalb Jahren leicht gesunken - trotz gestiegener Einwohnerzahlen. Waren im dritten Quartal 2021 noch 660.371 Fahrzeuge in der Hansestadt zugelassen gewesen, sei ihre Zahl zum zweiten Quartal dieses Jahres auf 650.144 zurückgegangen, teilte die Verkehrsbehörde mit. Auch die Gesamtzahl der privat und gewerblich zugelassenen Autos sei seit dem Höchststand von 816.005 Fahrzeugen im Oktober 2021 auf aktuell 807.410 gesunken.

„Trotz des Bevölkerungswachstums in Hamburg ist der Trend zum Verzicht auf ein eigenes Auto über die letzten zehn Quartale hinweg erkennbar“, sagte Behördensprecher Dennis Krämer der Deutschen Presse-Agentur. „Die Entwicklung zeigt, dass die Hamburger Bevölkerung vermehrt auf alternative Mobilitätsformen wie den ÖPNV, Rad- und Fußverkehr oder Sharing-Angebote setzt.“

Auch bei der täglichen Autonutzung sei dieser Trend erkennbar. „Die Messungen an den städtischen Zählstellen zeigen nach wie vor: Der Pkw-Verkehr hat das Vor-Corona-Niveau bis heute nicht wieder erreicht. Er ist seit 2019 auf Hamburgs Stadtstraßen um zwölf Prozent zurückgegangen.“ Zugleich sei der Radverkehr seit 2019 um etwa 30 Prozent gestiegen. Und die Auslastung des HVV liege inzwischen mit 15 Prozent mehr Fahrgästen als 2022 wieder über dem Niveau des Vor-Corona-Rekordjahres 2019.

Repräsentative Umfragen des HVV zeigten zudem, dass bei den neuen Deutschlandticket-Nutzern 23 Prozent der Fahrten vom Pkw auf den ÖPNV verlagert worden seien, sagte Krämer. „Diese validen Indikatoren zeigen deutlich: Die Mobilitätswende ist in Hamburg in vollem Gange, immer mehr Menschen steigen vom Pkw auf Verkehrsmittel im Umweltverbund um – unabhängig vom Besitz eines Autos.“

Bei der CDU in der Bürgerschaft sieht man die Angabe der Behörde skeptisch. „Der rot-grüne Senat gibt sich viel Mühe, die Zulassungszahlen in seinem Sinne zu deuten“, sagte der Abgeordnete Ralf Niedmers. „Schaut man sich jedoch die Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamts an, dann stehen dort mit 813.109 Personenkraftwagen zum 1.1.2024 deutlich höhere Zahlen.“ Auch eine Unterscheidung zwischen privat und gewerblich genutzten Pkw sei sinnlos, da beide den gleichen Straßenraum nutzten.

Zudem ergebe sich auch bei den vom Senat selbst veröffentlichten Zahlen eine Zunahme bei den Zulassungszahlen, wenn man das erste Quartal dieses Jahres mit dem des Vorjahres vergleiche, und zwar von 804.313 am 1. April 2023 auf aktuell 807.410 - ein Plus von mehr als 3000.

Während Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) „jeden Tag etwa drei Parkplätze gezielt vernichtet, gibt es sowohl im Vergleich zum Vorjahresquartal als auch zum letzten Quartal wieder Tausende Fahrzeuge mehr auf Hamburgs Straßen“, sagte Niedmers. „Die Daten zeigen somit klar: Die Hamburgerinnen und Hamburger setzen weiterhin auf die individuelle Mobilität, auf das eigene Auto.“ Deshalb fordere die CDU-Fraktion den Senator auf, „umgehend neuen Parkraum zu schaffen und den Verkehr endlich für alle Teilnehmer flüssig zu gestalten“.